Freundeskreis Friedrich Dietz

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Friedrich Dietz (1921-1998)

Freundeskreis Friedrich Dietz

Mit freundlicher Genehmigung des Autors entnommen aus Weltweit – das Magazin der Jesuitenmission (Sommer 2018), S. 8f.

Kontakt zum Freundeskreis Friedrich Dietz: Hermann Diel, JHDiel@gmx.de

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Friedrich Dietz hören und lesen

Klicken Sie hier: “Neu gesprochen”: Gedanken von Friedrich Dietz – neu gesprochen von unserem Hermann Diel… (ab Juli 2020)

O-Ton: Radioansprache zum Thema “Brot”

O-Ton: Rundfunkgottesdienst vom 8.11.1987 aus St. Antonius (DLF)

Predigt: Friedrich Dietz, Liturgische Leitung: Matthias Breunung

Textauswahl aus verschiedenen Quellen

Das Feuer: […] In der jüdisch-christlichen Tradition ist Feuer Sinnbild der Offenbarung Gottes geworden: Er selbst ist Licht, Feuer, Leben, Glut. Im Sinnbild des brennenden Dornbuschs gibt sich Gott dem Mose zu erkennen; in einer Feuersäule zieht er dem Volk Israel durch die Wüstennächste voran. Im Feuer steigt er auf den Berg herab und gibt dem Volk das Gesetz. In den großen [Visionen] der Propheten Hesekiel und Daniel erscheint Jahwe auf einem Flammenthron, und schließlich sind Feuer und Rauch die Zeichen der allesumfassenden Läuterung der Schöpfung in ihre endgültige Gestalt. Hat doch das Feuer – aus dem Urherd der Sonne hervorgegangen – die Kraft zu reinigen. Es verzehrt nicht bloß und duldet nichts um sich, das Widerstand leistet; was es will, will es ganz; es fällt wie zornig über alles her, was schwach ist; brennend frisst es sich selber fort, was es doch zum Dasein braucht. Wo es nicht gezähmt werden kann, verschlingt es wild und gewaltig alles; wo es aber gezähmt wird, wo es auf Gegenwehr stößt, verweilt es und läutert und reinigt, wärmt und erhellt. – Zum echten Symbol wird das Feuer in der Osternacht. Mit der Osterkerze wird das neue Feuer in die dunkle Kirche gebracht, und unter dem Ruf „Licht Christi“ entzünden die Gläubigen ihre Kerzen. Die Kirche feiert auf diese Art im Licht, das in der Nacht aufstrahlt, die Auferstehung Christi. Und im Feuer des Geistes feiert sie das Pfingstfest: Im Zeichen feuriger Zungen kommt der Geist Gottes auf die Jünger herab, um sie zu „begeistern“. Im Feuer Gottes sollen Verblendung und Hochmut verbrennen, Erkenntnis und Liebe an ihm sich entzünden. So wird Feuer zum Sinnbild der Nähe Gottes und seiner sich verschenkenden Liebe. Wenn Menschen Feuer fangen, wo sie in Liebe einander zugetan sind, können sie Wärme spenden, wo Kälte um sich greift, und Licht verschenken, wo Dunkelheit nicht mehr weiter sehen lässt. Für alle kann Feuer zum Sinnbild werden, dass sie sich begeistern lassen, im Geit der Freundschaft und der Freude ihr Leben zu führen. – Auszug aus: Alles Wirkliche ist Zeichen: Zuspruch durch Symbole. Hgg. Friedrich Dietz, Winfried Engel und Dieter Wagner. Generalvikariat Fulda, ohne Erscheinungsjahr, Seiten 24-26.

Der Stein: […] Steine seien das härteste Material, das wir in unserer Umwelt vorfinden – aber stimmt das? Ja und nein. Wenn man einem Gedicht von Erich Fried Glauben schenkt, gibt es Härteres: „Zu den Steinen hat einer gesagt: Seid menschlich! Die Steine haben gesagt: Wir können es nicht, wir sind nicht hart genug.“ Nicht hart genug – „Ich nehme das Herz von Stein aus eurer Brust“, lässt der Prophet [Jeremia] Gott zu seinem Volk sagen, „und gebe euch ein Herz von Fleisch“. […] Und der Stein kann zur Waffe werden. „Wer von euch ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein!“ Ein Wort Jesu, mit dem er eine Frau vor der Steinigung rettet. Da machten sich alle davon, heißt es in der Geschichte. Die Sendung Jesu orientierte sich ja von Anfang an am Menschen, an solchen, die seine Hilfe brauchten. So machte er sich unausweichlich die zu Feinden, die Gesetz und Buchstaben über den Menschen stellten. Wie oft wurden Menschen getroffen und zerbrachen daran. […] Vom guten Papst Johannes wird berichtet, er habe auf dem Sterbebett gesagt: „Steine von links, Steine von rechts, wir haben keinen zurückgeworfen.“ So wie Jesus selbst „keinen Stein zurückwirft“, und darüber zum „Baustein“ wurde, [den] zwar die Bauleute nicht nutzen wollten, und der doch zum Eckstein wurde, an dem keiner vorbeikommt – so oder so. Und wie viele Steine liegen jedem von uns auf dem Weg, auch am heutigen Tag. Gott wird sie nicht forträumen, aber ich denke, er hilft, dass wir sie sehen, dass wir nicht über sie stolpern und stürzen. – Heben Sie doch heute einen von diesen Steinen oder Steinchen auf, um es mit nach Hause zu nehmen. Was Sie damit anfangen? Sie werden ihn nicht zum Werfen benutzen. Machen Sie ihn zu einem „Gedenkstein“ – denken Sie sich etwas dabei. Oder zu einem Stein des Anstoßes – er soll Sie anstoßen, wo immer Sie ihn hinlegen. Dann könnten Sie daran denken: Ich will den Menschen, die mir anvertraut sind, keinen Stein, sondern Brot und Liebe geben, statt sie etwa mit diesem und jenem abzuspeisen. Oder Sie erinnern sich: Mit einem Stein hat noch jede Mauer ihren Anfang genommen; ich gebe acht, dass keine Mauer entsteht, wo ich einen Stein gefunden habe. Oder vielleicht: Dem anderen wird ein Stein vom Herzen fallen, wenn ich ihm heute dies und das sage, ihn einmal lobe, anerkenne, ihm etwas Gutes zuteil werden lasse. So wird aus Ihrem Gedenkstein ein Baustein für ein gutes Miteinander; kein Stein der Hoffnungslosigkeit oder der Unversöhnlichkeit; kein Stein, der nicht hart genug ist, um menschlich zu sein – nein, ein Stein, der etwas ins Rollen bringt, und vielleicht wird eine kleine Lawine des Guten daraus. – Auszug aus: Alles Wirkliche ist Zeichen: Zuspruch durch Symbole. Hgg. Friedrich Dietz, Winfried Engel und Dieter Wagner. Generalvikariat Fulda, ohne Erscheinungsjahr, Seiten 31-34.

Die Wolke: […] Während des Wüstenzugs, auf der Flucht aus dem „Sklavenhaus“ Ägypten steht eine Wolke schützend über dem heiligen Stiftszelt; in diesem stand die Bundeslade, das Zeichen der Gegenwart Gottes. Israel hat seinen Gott als den erfahren, der sich in menschlichen Begriffen und Formeln nicht ausdrücken lässt. Seine Unantastbarkeit und Unverfügbarkeit findet Ausdruck nur in Bildern. Die Religion Jahwes hat das Geheimnis stehen lassen, ja hat nicht einmal gewagt, den Namen Gottes in den Mund zu nehmen. Zwar ist sie vor dem heiligen Gott nicht stumm geblieben, wohl aber verstummt vor seiner Größe und seiner Absolutheit. […] Die Wolke, in der sich Gott verbirgt, […] gebietet Ehrfurcht – ein fast vergessenes Wort in einer Zeit, in der nur das Zugreifen gilt, das Bewältigen, Beherrschen, Verfügen. Doch die Ehrfurcht ist ein unaufgebbares Grundelement religiösen Verhaltens. So drücken die Christen der ersten Generation ihren Glauben an Christus aus, indem sie eine Stimme aus der Wolke, aus dem Bereich Gottes selbst, sprechen lassen. Und am Ende seines irdischen Lebens finden sie für seinen Abschied kein besseres Bild, als dass eine Wolke ihn aufnimmt. Schließlich, so heißt es im christlichen Glaubensbekenntnis, wird er wiederkommen auf den Wolken des Himmels; ich denke: am Ende der Menschheitsgeschichte wird klar geworden sein, dass das Böse nicht für immer die Oberhand behält, dass der Mörder nicht triumphiert über seine Opfer und der Unterdrücker nicht über den Unterdrückten. Solcher Glaube wehrt sich gegen jede Verzweiflung, weil sie mitten in aller scheinbaren Verlassenheit mit der Treue Gottes rechnen darf. Um alle Menschen an diese Treue zu erinnern, hat Gott – so steht es im ersten Buch der Bibel – nach der großen Wasserflut den Regenbogen in die Wolken gestellt und so eine Zusage an den Himmel geschrieben: Nie wieder soll alles Lebendige vernichtet werden. So lange die Erdentage dauern, sollen sich abwechseln Aussat und Ernte, Kälte und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht. Ein tröstlicher Gedanke, freuen wir uns darüber! – Auszug aus: Alles Wirkliche ist Zeichen: Zuspruch durch Symbole. Hgg. Friedrich Dietz, Winfried Engel und Dieter Wagner. Generalvikariat Fulda, ohne Erscheinungsjahr, Seiten 40-41.

Die Wüste: […] Ohne Wasser, kein Baum noch Strauch, kein Schatten, kein Wind, der Kühlung bringt. Nur dürres, verbranntes, ausgetrocknetes Land: Wüste. Ort der Leere, der Öde, Niemandsland, weit fort von aller menschlichen Geborgenheit. Wüste jagt den Menschen Schrecken und Angst ein – eine lebensfeindliche Welt; ihre Einförmigkeit ist kaum zu ertragen; ihr Schweigen macht den Menschen zum Einsamen und Verlorenen. Und wenn man Hitze und Durst hinzudenkt, hat die Wüste etwas von Hölle an sich. – Und dann fällt Regen. Zu den paar Halmen, die vom Tau der Nacht leben, zu den paar Sträuchern, die mit ihren Wurzeln Wasser in großer Tiefe erreichen, kommen über Nacht tausend neue Pflanzen und Blüten. Die Wüste fängt an zu leben. Vom Regen zum Leben erweckt, bringt sie ein Paradies hervor. – Indes ist Wüste für uns mehr als ein geographischer Begriff. Wenn der Alltag ausgetrocknet ist und die Quellen der Tiefe verschüttet sind, dann befindet sich der Mensch gleichsam in einer Wüstensituation. So wird Wüste zum Sinnbild für den Menschen in Einsamkeit und Verlassenheit, in Resignation und Mutlosigkeit. Kann der Mensch sich daraus befreien? Man müsste wohl – wie in der Wüste – zuerst den Sand forträumen, der die Quelle zudeckt. Es nützt nicht viel, die Wüste unseres Alltags von Zeit zu Zeit ein wenig zu begießen. Sie trocknet gleich wieder aus. Man muss schon in die Tiefe graben, damit die Quelle selbst unsere Wüste bewässern und neu beleben kann. – Was heißt das, die Wüste unseres Lebens bewässern? Der Mensch muss wohl zuerst zu sich selbst finden; sich selber annehmen und bejahen. Dann wird er aufmerksam auch für die Menschen seiner Umgebung und entdeckt, was liebenswert ist an ihnen. – Wenn ihm das gelingt, kann alles, was ihm in seinem Leben widerfährt, Same und Blüte und Frucht werden – wie die Wüste, wenn nur ein wenig Regen darauf fällt. Dann kann der Mensch auch die tiefste, nie versiegende Quelle des Lebens wieder finden, nämlich Gott. – […] Wüste ist ein gefährlicher Ort, aber auch ein Ort, der herausfordert. Man muss sich darin bewähren. Wenn die Bibel von Wüste spricht, ist stets an eine Zeit der Läuterung und der Klärung dessen gedacht, was einem Menschen als Aufgabe zugemessen ist. […] Auch eine Wüstensituation des Menschen heute, fernab von aller Geschwätzigkeit unserer Zeit, kann zum Geschenk werden, das klärt, einen neuen Weg zeigt, neue Möglichkeiten und die Erkenntnis: Es lohnt sich weiterzugehen. – Auszug aus: Alles Wirkliche ist Zeichen: Zuspruch durch Symbole. Hgg. Friedrich Dietz, Winfried Engel und Dieter Wagner. Generalvikariat Fulda, ohne Erscheinungsjahr, Seiten 47-50.

Der Kreis: […] In den magischen Vorstellungen vieler Völker spielt der Kreis eine bedeutende Rolle als Schutzring gegen Unheil. Böse Geister finden weder Lücke noch Ecke, wo sie eindringen könnten. Ein Zauberring schützt jeden der ihn trägt; und in vielen Märchen wird er zum Erkennungszeichen. […] In einem Kreis von Menschen herrschen Eintracht und Freundschaft, Rangordnungn sollen aufgehoben sein; und am Runden Tisch setzt man sich zusammen, nicht auseinander. Eine Sinnmitte, eine allen gemeinsame Idee hält den Kreis zusammen, ist Kreismittelpunkt. – Ohne Anfang und ohne Ende ist die Kreislinie; sie läuft in sich zurück. Jeder Punkt kann Anfang und Ende sein. Und jeder Punkt der Kreislinie ist in gleicher Entfernung auf den Mittelpunkt bezogen. – Ich frage mich: Was alles läuft in meinem Leben im Kreis, und was ist Mittelpunkt, auf den es bezogen ist? Wie kann ich meinen Lebensweg beschreiben? Vielleicht als eine Kreislinie? Wie vieles dreht sich um mich selbst, Menschen, wie sie jeder um sich herum aufstellt, mehr oder weniger bemüht, sie so zu formen, zu beeinflussen oder gar zu manipulieren, wie man es sich wünscht… Je älter man wird, umso mehr scheint man Aufbruch und Auszug – aus all den Kreislinien, von denen man umgeben ist: nicht bloß aus den vier Wänden, sondern auch aus festgefahrenen Überzeugungen, aus unbewiesenen Vorurteilen und was immer sonst man nicht mehr loswird. Und in der Gesellschaft, im Staat, in dem wir leben – wie vieles dreht sich da im Kreis, im Kreis um ständig wechselnde Ideen oder Idole oder Utopien. Und wie vieles dreht sich letztlich um Anspruch und Macht, um Geschäft, und bei vielen – noch einfacher gesagt – um Lust und Nutzen. – Auf ein solches Im-Kreis-drehen treffen wir in einer biblischen Urgeschichte: Nomaden im immergleichen Rundkurs von Weidergründen und Wasserstellen – da kommt einer von ihnen zur Überzeugung, dass er ausziehen, ein neues Land suchen muss, einen Neubeginn wagen muss; Gott, der sich ihm offenbarte, wird Mittelpunkt seines Denkens. Da zog Abraham fort, heißt es im ersten Buch der Bibel. De Kreislinie, welcher er bis dahin folgte, wird auseinandergezogen auf ein Ziel hin. So bewegt sich da Leben aller Menschen au ein Ziel hin, das außerhalb der Kreislinie unseres Lebens liegt. „Ich lebe mein Leben in wachsenden Ringen, die sich über die Dinge ziehn“, heißt es in einem Gedicht von Rainer Maria Rilke, und im nächsten Vers nennt er Gott „den uralten Turm“, um den sich die Kreise unseres Lebens ziehen. – Auszug aus: Alles Wirkliche ist Zeichen: Zuspruch durch Symbole. Hgg. Friedrich Dietz, Winfried Engel und Dieter Wagner. Generalvikariat Fulda, ohne Erscheinungsjahr, Seiten 55-58.

Es gebe einen einzigen Körperteil, der sich mühelos ohne Spiegel und ohne Halsverdrehen betrachten lasse. Mir war das auch noch nicht aufgefallen, bis ich es einmal las. Es ist die Hand. Nach unserem Gesicht ist sie aber auch der geistigste Teil unseres Körpers. Sie ist fest und kräftig als Werkzeug für unser Handeln, auch als Waffe zu Angriff und Abwehr, und ist doch feingliedrig, beweglich und von empfindlich fühlenden Nerven durchzogen. – Die Berührung mit der Hand bringt schon das Kleinkind mit der Welt in Verbindung, mit dem Wasser oder einem Stein, mit dem weichen Fell eines Tieres oder mit der Haut eines Menschen. Es fühlt, was hart oder sanft ist. Lange bevor es die Worte dafür weiß, erkennt es, ob das, was es mit seiner Hand ertastet, wohltut oder weh. Im Lauf seines Lebens wird es erfahren, was alles mit dieser Hand sich tun lässt: schlagen, kratzen und streicheln, fallen lassen und aufheben, verletzen, winken, klatschen, festhalten und loslassen; und was alles mit der Hand sich ausdrücken lässt: abwehren und einladen, verneinen oder bestätigen, die Faust ballen im Zorn und die Hände falten im Gebet. Und wenn ich meine Hand einmal geruhsam betrachte was alles erzählt sie mir von mir selbst, von meiner Arbeit, meinem Alter, eine Narbe erinnert an einen Unfall; aus den Linien der Hand hat mir einmal eine Frau die Zukunft lesen wollen; und was sagen Handschrift und Händedruck über mich selbst Die feinen Linien der Fingerspitzen schließlich sind im Abdruck wie ein Personalausweis, sie bezeugen: Es gibt mich nur einmal. – Zur Hand treten die fünf Sinne, durch die der Mensch mit der Umwelt in Verbindung tritt. Wenn einer seiner Sinne nicht mächtig ist, kann er zu Dingen und Menschen nur sehr schwer eine Beziehung herstellen. Wo Augen und Ohren versagen, gewinnt er durch den Tastsinn das Vertrauen, dass da etwas ist, was ihn hält oder wärmt. Ein Blinder hat oft sehende Hände. Aus der Hand, die er in der seinen fühlt, sprechen Vertrauen, Freude, Zustimmung. – Mit der Hand handelt der Mensch, und wie die Handlung sich ergibt, können daraus auch Händel werden. Hände sind es, die die Welt verändern zum Besseren wie zum Bösen. Sie verschließen sich zur Gewalt oder öffnen sich zur Zärtlichkeit; sie verschenken oder strecken sich aus, um zu raffen und zu rauben. Sie strecken sich leer aus, um entgegen zu nehmen, was Liebe schenkt. – Der gläubige Mensch erkennt in dieser Liebe die Gabe Gottes. Die Bibel spricht ja immer wieder von der Hand Gottes – ein Bild dafür, dass Gott beschützt und beschenkt. Die Hände des Mannes aus Nazareth kannten keine Unberührbaren; sie zuckten nicht zurück vor den Beulen des Aussätzigen und zitterten nicht, um den Gelähmten aufzurichten. Jesus nahm ohne Scheu Kinder in die Arme, legte ihnen die Hände auf, heißt es, ich denke, er fuhr ihnen mit der Hand durchs struppige Haar, diesen Kindern von Fischern, Hirten und Lastträgem; gewiss hatten ihre Mütter sie nicht extra gewaschen und gekämmt. Viele brachten ihre Kranken zu ihm und baten: Leg ihnen die Hand auf. Uns ist das alles bloß berichtet, was vor zweitausend Jahren geschah. Gott ist uns nicht zugänglich wie den Menschen damals in dem jungen Wanderprediger, der durchs Heilige Land zog. Und doch hat Gott seine Hand nicht von den Menschen zurückgezogen. „Gottes Hand ist die Hand des Freundes“, heißt es in einem Buch mit Texten junger Leute, „die Hand von Vater und Mutter, die Hand des Arztes. Meine Hände können deine Hände sein, Gott – die Hände aller Menschen können zu deinen Händen werden. Wo du dich uns in die Hand gibst, haben wir dich doch nie in der Hand. Und wo ein Mensch sich mir in die Hand gibt, da will ich ihn doch nicht in der Hand haben.“ – Auszug aus: Alles Wirkliche ist Zeichen: Zuspruch durch Symbole. Hgg. Friedrich Dietz, Winfried Engel und Dieter Wagner. Generalvikariat Fulda, ohne Erscheinungsjahr, Seiten 85-87.

Das Herz: Wenn wir einem Menschen, mit dem wir vertraut sind, einen Brief schreiben, schließen wir wohl „mit herzlichen Grüßen“. „Herzlichen Glückwunsch“ steht auf der Postkarte zum Geburtstag und „Herzliche Anteilnahme“ auf der Trauerkarte. Von Herzensfreude und Herzeleid ist in Liedern und Gedichten zu allen Zeiten die Rede gewesen. Man könnte meinen, es gehe auf unserer Welt sehr herzlich zu. Freilich ist, wenn man so vom Herzen spricht, mehr gemeint als der Antriebsmotor unseres Körpers. Einhundertdreitausend mal schlägt unser Herz am Tag, und weil es von Gefühl und Stimmung beeinflusst wird, ohne dass wir es steuern können, bald schneller, bald langsamer. Herz ist für uns die Sammelstätte des menschlichen Sehnens und der Hoffnung, Kern der Person, die Quelle des Gefühls, des Denkens und Wollens. Es ist die Fähigkeit des Menschen zu lieben, zu vergeben, mitzuleiden und sich mitzufreuen. Und wovon das Herz voll ist, davon redet der Mund. – [… Je] weniger ein Mensch liebt, desto härter kann er sein, rücksichtloser, egoistischer. Je mehr er sein Herz verschließt, umso leichter fällt es ihm, sich mit den Ellenbogen Raum zu verschaffen. Die Liebe dagegen macht sie nicht schwach? Nimmt sie einem nicht von vornherein alle Trümpfe aus der Hand? Zwingt sie den Menschen nicht, sich preiszugeben? Menschenliebe macht schwach, Menschenverachtung dagegen ist wie eine geballte Kraft, mit der man bedenkenlos zurückschlagen kann. Am stärksten ist, wer am wenigsten liebt. Hätte ein Mensch nie das Gegenteil erfahren, könnte er das behaupten. Ein Mensch, der nie erlebt hat, was Mutterliebe und Freundesliebe, was die Liebe zwischen Mann und Frau zu bewirken vermag, könnte das glauben: Am stärksten ist, wer am wenigsten liebt. – Die Bibel gibt diesem Wort nicht recht. Sie weiß: Die Liebe ist stark wie der Tod. Der Tod ist etwas Unwiderrufliches, so stark kann Liebe sein. – Stark ist, wer sich zum anderen niederbeugt, und nicht, wer gefühllos vorbeigeht. Stark ist, wer zurücktreten und nachgehen kann, und nicht, wer sich immerfort in die Mitte stellt. Stark ist, wer sich sorgt um den anderen, und nicht, wer nur um sich selbst besorgt ist. Stark ist, wer dem Schwachen zu dienen bereit ist, und nicht, wer über den anderen herrschen will. Stark ist, wer am fremden Leid leidet wie am eigenen. – Fürwahr, die Liebe ist die stärkste aller Kräfte, weil sie ein menschliches Herz erobern kann. Und sie ist die schwächste, weil sie immer angewiesen bleibt auf die Zustimmung, auf das Einverständnis, auf die Erwiderung des anderen. – Ein Mensch sagt dem anderen: Ich meine dich, nicht den Nutzen, den ich von dir erwarte, nicht eine Leistung, nicht deine vollen Hände, nicht, was du mitbringst in unsere Gemeinsamkeit, auch nicht, wie es mit dir weitergehen mag. Ich liebe dich, und deshalb belade ich mich auch mit deiner Last, deiner Schwäche, ja mit deiner Schuld. – Deshalb denke ich an diesem Morgen an alle Menschen, die einander von Herzen zugetan sind, an alle, die zu meinem Leben gehören und zu denen ich gehöre. Und ich bete, dass unter uns Zuneigung und Herzlichkeit im ganzen Leben nicht weniger werden. – Wenn Gott wirklich Liebe ist, wenn das stimmt, dann ist das Herz im eigentlichen Sinn das Symbol für Gott. Man kann die Botschaft Jesu auf mancherlei Weise zusammenfassen. Am einfachsten lautet sie: Gott liebt seine Welt, seine Menschen Gott liebt mich. Man kann es auf einen Fingernagel schreiben. – Freilich, das ist schwer zu beweisen, dass Gott uns liebt, wo wir ihn doch nicht sehen, wie die Bibel sagt. Aber Gott gibt uns eine Möglichkeit, seine Liebe lebendig zu erfahren: Gottes Liebe geht stehts durch das Herz eines Menschen. – Wenn also die Bibel vom Herzen Gottes spricht und katholische Christen das Herz Jesu verehren, dann ist gemeint: Dieses Herz schlägt in allen Menschen, die ein Herz haben füreinander, die ihr Herz verlieren an andere, in allen, die in Liebe miteinander verbunden sind. […] – Auszug aus: Alles Wirkliche ist Zeichen: Zuspruch durch Symbole. Hgg. Friedrich Dietz, Winfried Engel und Dieter Wagner. Generalvikariat Fulda, ohne Erscheinungsjahr, Seiten 105-108.

Woher die Freude nehmen? – […] Wo gibt es denn im menschlichen Leben die Erfahrung von Freude durch die Nähe Gottes? Es gibt sie auf vielfältige Weise, aber stets in der Vermittlung durch den anderen Menschen. Wo ich einem Menschen begegne, der mir gut ist, der mir Offenheit und Vertrauen entgegenbringt, der mir etwas zutraut, ohne dass er schon vorher kleinliche Sicherungen einbaut für den Fall, dass ich versage; einem Menschen, der von mir das erwartet, was ich und nur ich allein geben kann, wenn ich mich vom andern angenommen und geIiebt weiß, das ist Freude. – Wenn ein Mensch mit dem andern zärtlich umgeht, dann fühlt sich dieser wie von einer Welle der Freude hochgehoben. Aber geht jemand grob mit mir um, behandelt er mich als Menschen zweiten Ranges, dann ist mir alle Freude verdorben. Wenn ich dagegen spüre, ein Mensch hat es gern mit mir zu tun, das macht mich froh. – In diesem anderen Menschen und in seiner Freude und in der Freude, die wir beide empfinden – hier begegne ich Gott. Immer wieder ruft er mich an, und mein Leben ist nicht mehr der Leere und der Sinnlosigkeit preisgegeben. Die meisten Sorgen, die ich mir gemacht habe, die größten Befürchtungen um andere Menschen, sie sind nicht eingetroffen. Und wo sie eintrafen, fand sich ein Weg. Es ist tröstlich, das im Nachhinein zu erkennen; und ich meine, im Vertrauen auf Gott könnte auch für die Kirche manches leichter werden; dann könnte auch die Kirche es sich leisten, nicht immer nur ernst zu sein, nicht immer in Schwarz einherzugehen, nicht immer zu verurteilen, und manches an ihr verlöre das lastende Gewicht der Unabänderlichkeit. – Gewiss, Freude, die die Wirklichkeit verdrängen will, ist eine schöne Täuschung. Manche fragen: Wie kann einer noch lachen, wenn er so viel weiß von der Last des andern, wenn er an Terror und Gewalt denkt und an das Elend, in dem Menschen leben müssen? Wenn ich mich trotz allem freue, wenn ich trotzdem über eine Sache lachen kann, dann sage ich damit: Ich nehme die Dinge, wie sie wirklich sind: das Große groß und das Schlimme schlimm, aber auch das Nichtige nichtig und was zum Lachen ist, eben lachend. Und dabei sehe ich ein: Es muss ja gar nicht alles unbedingt so sein, wie es ist; bei gutem Willen lässt sich Vieles zum besseren verändern, man darf nur nicht die ganze Welt an sich selber messen, sondern muss jeden und jedes zu Wort kommen lassen. Vielleicht begreift das nur, wer sich selbst und seine Last und was er erleidet, nicht für das Ein und Alles nimmt. Vielleicht muss man ein liebender Mensch sein, um das zu können. […] Vielleicht lässt sich dann auch die Freude lernen darüber, dass Gott der ist, der den ganzen Reichtum des Lebens für seine Menschen bereithält. – Jesus hat gesagt: Meine Freude soll in euch sein, und eure Freude soll vollkommen werden. Langeweile kann um sich greifen, Traurigkeit kann anstecken aber Freude noch viel mehr. Freude heißt: den Dingen ihre gute Seite abgewinnen. Freude ist: erkennen, dass mein Dasein einen Sinn hat. – […] Freude heißt: Gottes Spur finden in seiner Schöpfung, trotz allem, was geschieht. Und das gehört noch dazu: Von diesem Leben keine Ewigkeit erwarten, nicht von seiner Freude und nicht von seinem Glück, weil ja auch das Leid nicht immer bleibt. – Auszug aus: Dietz, Friedrich, Woher die Freude nehmen? Erlebnis Glaube 2. Fuldaer Schriften für Schule und Leben. Ohne Erscheinungsjahr, Seiten 7-13.

Zeit als Gabe und Aufgabe – Schon wieder eine Woche herum schon wieder ein Monat schon wieder ein Jahr vergangen und, so hört man sagen, je älter ich werde, umso rascher vergeht die Zeit. Wie langsam vergeht sie mir, wenn ich etwas herbeisehne, wenn ich auf den Urlaub warte; und wie rasch rinnt sie dahin, sobald ich den Augenblick festhalten möchte, etwa wenn ich mit lieben Menschen zusammen bin. – Was ist das eigentlich die Zeit? Ich meine jetzt nicht die Zeit. die man an der Uhr abliest oder die mir im Rundfunk angesagt wird. Ich frage nach der Zeit, die mein Leben ausmacht, voll von Ereignissen. Ich meine die Zeit, von der ich nicht weiß, wo sie geblieben ist, seit ich ein kleiner Junge war, erfüllt von Wünschen und Erwartungen. „Zeit“ […] ist das Nacheinander, durch das unser Leben bestimmt wird. – Jeder Augenblick kommt aus der Zukunft in das Jetzt der Gegenwart; und dieses Jetzt ist vorbei sowie ich es ausgesprochen habe – im Nu ist es Vergangenheit. Und dabei streckt sich alles im Leben aus nach dem Morgen und Übermorgen, das zum Jetzt werden soll. Ich denke ständig an „bald“, an das, was kommt, ich warte dauernd auf etwas. Und während ich einmal die Zeit festhalten und den schönen Augenblick zum Verweilen bringen möchte, so wünsche ich doch oft auch die Zeit im Fluss, weil ich erst das und dann das und danach wieder etwas erreichen will. – So macht die Zeit das Jetzt zur Vergangenheit und schafft damit das Neue: die neue Stunde, den neuen Tag, die neue Chance die neue Gelegenheit, den Augenblick zu leben und etwas Richtiges daraus zu machen. Der Apostel Paulus gibt in seinem Brief an die Gemeinde in Ephesus dazu ein paar wichtige Ratschläge: Einst wart ihr Finsternis, jetzt aber seid ihr durch den Herrn Licht geworden. Lebt als Kinder des Lichts! Achtet also sorgfältig darauf, wie ihr euer Leben führt; lebt nicht wie Menschen, die unverständig sind, sondern wie solche, die wissen, worauf es ankommt. Kauft die Zeit aus, das heißt: Nutzt den rechten Augenblick, schätzt die Zeit als Gabe und als Wert und füllt sie mit dem, was aus dem Licht kommt: mit Freude und Friede, mit Güte, mit Gerechtigkeit und [Geschwisterlichkeit]. – Kauft die Zeit aus: Auf das Jetzt und Heute ist der Mangel angewiesen, um zu wachsen, seine Anlagen zu entwickeln, seine Sache zu tun, seine Ziele zu erreichen mit einen Wort: seiner Bestimmung gerecht zu werden. Ich soll nicht die Bitterkeiten der Vergangenheit bewahren und nicht die Ängste der Zukunft vorwegnehmen – ich habe das Heute zu bestehen. – Kauft die Zeit aus, sagt Paulus und ich frage mich: Wie gehe ich mit meiner Zeit um? – Entschuldigung, auf Wiedersehen ich habe keine Zeit! Ich komme später wieder, ich kann nicht länger warten, ich würde Ihnen gerne helfen, aber ich habe keine Zeit! Ich kann leider nicht zusagen, denn ich habe keine Zeit. Ich kann nicht denken, ich kann mich nicht besinnen, alles wächst mir über den Kopf, ich möchte beten, aber ich habe keine Zeit! – Es gibt Leute, […] die tun vielerlei zur gleichen Zeit […] – haben sie denn keine Zeit, das eine nach dem anderen zu tun? Wir haben doch die Arbeitszeit verkürzt; wir bedienen uns der verschiedensten Erfindungen, die Arbeit und Zeit sparen; was unsere Vorfahren in Wochen fertigbrachten, gelingt uns in Tagen; eine Reise, für die sie Tage benötigten, bringen wir in Stunden hinter uns. Wieso wird denn über all dem unsere Zeit nur immer knapper? – Das Leben des heutigen Menschen ist geteilt in den Bereich der Arbeit und den Bereich der Freizeit. Durch die Notwendigkeit zu arbeiten, ist mir ein großer Teil meiner Zeit von vornherein wieder genommen. Über diese Zeit kann ich zwischen Aufträgen und Terminen nur sehr begrenzt verfügen. Umso wichtiger wird dann der andere Raum an Zeit, der mir verbleibt meine Freizeit. Wie kann ich diesen Rest für mich behalten, auch gegen den Zugriff der Freizeitindustrie? Wie kann ich ihn so füllen, dass er mir ganz persönlich nicht verlorengeht? – Da beginnt die Schwierigkeit für viele Menschen heute. Arbeit und Freizeit gehen für die meisten nicht ohne Bruch ineinander über. Der Mensch, der einen Arbeitstag lang funktioniert hat, lässt sich nicht abstellen wie ein Motor. – Die meisten können nicht einfach auf Kommando alles liegen lassen. Plötzlich sind sie unbeschäftigt, und die Stille befällt sie wie eine große Leere. Deshalb wollen sie in Bewegung und in Erregung bleiben; sie suchen Möglichkeiten: sich abzulenken; sie haben Angst vor der Ruhe, Angst vor der Stille, Angst davor, mit sich allein, auf sich selber angewiesen zu sein. Und deshalb schalten sie mit dem Abschalten der Arbeitsmaschinen die Freizeitmaschinen ein […]. Jede freie Stunde wird mit Betrieb gefüllt; jedes freie Wochenende verplant mit aufregenden und aufreibenden Unternehmungen. – Am Ende ist Betriebsamkeit zum Selbstzweck geworden, und die Frage, wozu das alles und für wen und wie lang noch, wird oft nicht mehr gestellt. – Da hat man nun also eine Menge Güter, die die Zeit vertreiben sollen […,] aber weil das alles viel Geld kostet, muss man dafür mehr arbeiten. Und weil man dafür mehr arbeiten muss, wird die Zeit immer knapper, um all die kostspieligen Anschaffungen auch wirklich zu nutzen. Und so bleiben die [vielen Dinge häufig, zu häufig ungenützt]. Ist das gemeint, wenn die Bibel mahnt: Kauft die Zeit aus? – Ich frage mich: Wie halte ich meine freie Zeit frei – das heißt: Wie gehe ich mit der Zeit um, über die ich verfügen kann? – Es gibt eine ganze Reihe von Redewendungen; wir gebrauchen sie, ohne über ihren tieferen Sinn nachzudenken. Vielleicht hilft es, um auf die Frage eine Antwort zu finden: Wie gehe ich mit der Zeit um? – Man kann die Zeit „vergeuden“. Ich vergeude, was ich nicht als Wert ansehe. Ich verschwende die Zeit wie etwas, von dem ich mehr besitze, als ich Rechtes damit anzufangen weiß. – Wir sagen: Die Zeit „totschlagen“ – ist denn Zeit etwas Lebendiges‚ das man totschlagen kann? Totschlagen heißt: sich einer Sache entledigen; ich bin froh über jede Stunde, die vorüber ist, weil sie mir bedrohlich vorkommt durch ihren Anspruch, sinnvoll zugebracht zu werden. – Und was bedeutet es, wenn wir sagen: die Zeit „vertreiben“? Ich vertreibe, was mir lästig ist. Ich drücke mich vor dem Notwendigen und unternehme alles Mögliche, um mich davon abzubringen, der Zeit einen Sinn zu geben. Langeweile, hat einer gesagt, ist ein neues Wort für Freizeit. – Und da, wo ich selber für die Zeit keine gescheite Verwendung weiß, bin ich schnell dabei, einem andern seine Zeit zu „stehlen“, oder ein anderer stiehlt sie mir; weil er damit nichts anfangen kann, bringt er nun mich um die Möglichkeit, das zu tun, was ich für wichtig halte. – Und schließlich sagen wir: Zeit haben und nicht nur Zeit „haben“, sondern „sich Zeit nehmen“ – einmal nicht gehetzt sein, bestimmt, gejagt, getrieben, sondern sich bereitmachen für das, was im Leben zählt: sich bereitmachen zum Gespräch, zum Zuhören, zur Begegnung mit dem andern. Sich Zeit nehmen für Freundschaft, Liebe und Hilfe und dabei erfahren: Jemand hat Zeit für mich, er ist für mich da; er fragt nicht, was er vielleicht sonst hätte tun können; er schenkt mir mehr als Zeit, er schenkt mir Freude und Vertrauen. – Erst wenn ich mir Zeit nehme und geduldig bin, kann ich „mit der Zeit gehen“, das heißt: eine Antwort suchen auf das, was mich im Leben bedrängt, und eine Antwort auf die Fragen unserer Zeit. Ich nehme mir Zeit zur Ruhe und zur Besinnung; ich nehme meine eigenen Grenzen und Möglichkeiten wieder wahr, und so fange ich an – statt Zeit zu vergeuden, zu vertreiben, totzuschlagen –, die Zeit auszukaufen, sie zu nützen als eine gute Gabe Gottes, wie es der Apostel Paulus sagt. – Nun sind Ferien, die große Zeit des Urlaubs und auf einmal habe ich Zeit. Ich kann leben, ohne auf die Uhr zu schauen. Ich brauche mir keine Zeit mehr „zu stehlen“, ich brauche keine Zeit „zu sparen“; ich kann mir „Zeit lassen“; ich kann „Zeit gewinnen“ für Dinge, zu denen ich sonst nicht komme, und ich danke Gott für alles, was keinen Zweck hat, was nicht zuerst einem Nutzen dient. – Ich sitze untätig an einem Berghang, nicht nur, um von glücklichen Zeiten zu träumen, sondern um mir ein paar Fragen zu stellen: Wo bin ich im Laufe der Zeit auf einen falschen Weg geraten? Wo bin ich ungerecht und hartherzig geworden? Wo haben wohl andere über mich den Kopf geschüttelt – und taten sie es zu Recht? Wofür habe ich bei anderen kein Verständnis gefunden oder keine Verzeihung? Zeit gewinnen heißt auch: umkehren, neu anfangen, mit der Vergangenheit ins Reine kommen. – Oder ich sitze am Strand und sehe den Wellen zu und denke: Bleibe ich mir selber treu, wenn ich immer am Vergangenen hänge? Habe ich dann schon einen festen und ausgeprägten Charakter, wenn ich heute noch auf das schwöre, was ich vor zehn oder zwanzig Jahren gesagt habe, wenn ich meine Meinung niemals ändere? – Herr K., so erzählt Berthold Brecht, Herr K. begegnete eines Tages einem Bekannten; der sagte zu ihm: Es ist lange her, seit wir uns das letzte Mal gesehen haben. Aber du hast dich überhaupt nicht verändert. […] Da wurde Herr K. kreidebleich. – Oder ich sitze immer noch „untätig“ auf meinem Balkon und denke: Alles hat seine Zeit; das steht schon im Buch des Predigers im Alten Testament: Zeit zu pflanzen und Zeit zum Ausreißen, Zeit zu weinen und Zeit zu lachen, Zeit zu schweigen und Zeit zu reden, Zeit zu leben und zu sterben. Zeit zu arbeiten, aber auch Zeit der Muße, Zeit zum Nachdenken alles hat seine Zeit und alles braucht seine Zeit. – […] Es braucht seine Zeit, um ein Problem zu lösen; man löst einen Knoten Schlaufe für Schlaufe und nicht mit dem Schwert. Alles braucht seine Zeit: Auch der Mensch neben mir braucht sie, um zu wachsen und zu sich selbst zu kommen, um das zu werden, was er wirklich ist genau wie ich selbst Zeit brauche, meine Zeit und die Zeit von anderen. – Die Zeit „auskaufen“, das heißt: die Möglichkeiten wahrnehmen, die uns gegeben sind – die Aufgaben, die uns gestellt sind, in Angriff nehmen –‚vernünftig auswählen, sinnvoll dosieren. – Wer sich die Zeit nimmt, über seine Zeit nachzudenken, […] wird es am ehesten fertigbringen, das Beste aus ihr zu machen. – [… Denn] auch das erfahre ich überall und jeden Tag: Zeit ist Vergänglichkeit. Wenn sie eines Tages für mich auf dieser Welt vorüber ist, hat sich der Tod unzählige Male in Erinnerung gebracht: in jedem Abschiednehmen, im Verlieren und Verlassen. In jedem Auszug aus dem Gewohnten […] – einmal werden wir aufbrechen und nicht zurückkehren. […] – Gib, Herr, dass wir alle Zeit haben füreinander und Gelegenheiten finden, bei denen unsere Freundschaft, unser Vertrauen und unsere Liebe immer wieder neu werden können. – Auszug aus: Dietz, Friedrich, Woher die Freude nehmen? Erlebnis Glaube 2. Fuldaer Schriften für Schule und Leben. Ohne Erscheinungsjahr, Seiten 67-73.

Ich habe gelesen: Die sogenannten Taubstummen sind eigentlich nicht taub und stumm, sondern meist nur taub. Sie lernen das Sprechen nicht, weil sie den, der sie anredet, nicht hören können. Menschen sind im Sprechen und Hören aufeinander angewiesen. Schon das Kind kann menschlich leben nur im Austausch von Sprechen und Hören. Wenn einer dem andern zuhört, ich meine, wenn er wirklich auf das hört, was der andere sagen will, dann begegnet er ihm innerlich, er überwindet die Barriere des rein Sachlichen, die Mauer der Fremdheit und des Misstrauens. Er lässt sich auf ihn ein. Er macht sich mit ihm auf den Weg seiner Gedankengänge; er will mit ihm denken und ihn verstehen. – Oft wird geklagt: Es gibt nur wenige Menschen, die noch zuhören können. Lehrer sind ratlos über ihre Schüler, weil diese nicht zuhören, und manchmal ist es auch umgekehrt. Eheleute hören einander nicht mehr zu und haben sich deshalb schon bald nichts mehr zu sagen. Eltern und junge Leute weigern sich, einander zuzuhören und begegnen sich deshalb oft von vornherein mit Vorurteilen und Misstrauen. Und: Wieviel besser sprechen zwei Menschen miteinander, wenn ihnen ein dritter zuhört! Er sitzt da und sagt kein Wort. Er hört nur zu, und den beiden im Gespräch fallen plötzlich Dinge ein, auf die sie früher nie gekommen sind. – Wie viele gute Worte werden nicht gesprochen, wie viele Gedanken werden nicht geäußert, weil es zu wenig Zuhörer gibt! – Wer zuhört, der verzichtet darauf, seine eigene Meinung durchzusetzen, das Gespräch zu beherrschen, im Mittelpunkt zu stehen, Bewunderung ernten zu wollen. Das ist eine gute Übung, sich selbst nicht als die Hauptsache anzusehen, sondern dem andern den Vorrang zu lassen. – Ein offenes Ohr haben für die Argumente des anderen, das heißt auch, eingestehen: Ich habe nicht die ganze Wahrheit. Ich räume dem andern ein, dass er seine Wahrheit in die gemeinsame Sache mit einbringt. Ich bin bereit zu lernen, noch dazu zu lernen. Wer aus allem, was er hört, ständig für sich auswählt, was seiner eigenen Denkweise entspricht – der hört und hört doch nicht. Was ihm nicht in sein System passt, geht ihm zum einen Ohr hinein, zum andern hinaus, oder er deutet es um; auf einmal hat er gehört, was gar nicht vorkam oder gar nicht so gemeint war. – Alles in allem: Zuhören will gelernt und geübt sein. Aber erst wer gelernt hat, dem Mitmenschen zuzuhören, wird bereit, auch das Wort Gottes zu hören und sich darauf einzulassen – ganz Ohr zu sein für Gott. In der Regel der ökumenischen Mönchsgemeinde von Taizé steht der Satz: Wer nicht auf den Menschen zu hören weiß, der weiß auch nicht, auf Gott zu hören. – Wie aber spricht Gott in diese Welt hinein? Er spricht durch Menschen; er spricht im Glück und in der Not des Nächsten; er spricht in jedem Wort, das hilft; in jedem Wort des Vertrauens und des Trostes; im Wort der Treue, das Liebende sich sagen, im verstehenden Rat des Freundes, in jeder Zusage an den Mitmenschen, dass er nicht allein ist. Und Gott spricht vor allem im Wort des einen Menschen, in dem er sich selbst zu erkennen gab – im Wort seines Sohnes Jesus aus Nazaret. – Jesus sagt: Wer Ohren hat zu hören, der höre! Euch, die ihr mir zuhört, sage ich! An alle richtet er seine Botschaft, aber offenbar sind Hören und Hören zweierlei. – Es kann einer nur mit halbem Ohr hinhören; es kann einer nur hören, was er von der Botschaft Jesu hören will – so wie er es mit den Worten der Menschen auch zu tun sich angewöhnt hat. – Und was noch entscheidender ist: Es kann einer zwar mit beiden Ohren hinhören, aber den Anruf, der an ihn ganz persönlich ergeht, den vernimmt er nicht, oder er vernimmt ihn zwar, aber er weicht ihm aus. Er fürchtet, Gottes Wort könnte ihn vor eine Entscheidung stellen, vor die Konsequenz, das was er hört, nun auch anzunehmen und zu tun. – Wer wirklich hört, der gehört dem andern wenigstens für den Augenblick. Und aus dem Hören kann gehorchen werden – noch ein Wort, das unsere Sprache in den Zusammenhang zum Hören stellt; gehorchen heißt: das, was man gehört hat, umsetzen in lebendiges Tun. – Die Bibel berichtet von Menschen, die vom Wort Gottes getroffen und verwandelt wurden: Paulus ist einer von ihnen. Er hat die Christen verfolgt, und vor Damaskus trifft ihn die Stimme: Warum verfolgst du mich? Und er antwortet ohne Zögern: Was willst du, Herr, was soll ich tun? Die Antwort seines Herrn sagt der Apostel weiter mit den Worten: Einer trage des andern Last, so erfüllt ihr das Gesetz Christi. Wenn ich auf den andern höre, dann kommt sein Schicksal auf mich zu, sein Leid, seine Sorge, seine Angst, vielleicht auch seine Bosheit, sein Zweifel‚ seine Schuld, seine Unverbesserlichkeit, seine Empfindlichkeit, sein Schweigen – mit einem Wort: seine Last. – Wenn ich geduldig zuhöre, lang genug hinhöre und mich in die Situation des andern hineinhöre, dann kommt mir die Frage des Apostels wieder in den Sinn: Was willst du, Herr, was soll ich tun? – Zwei ließen sich aufs Hören ein, damals auf dem Weg nach Emmaus. Dein Wort holt uns ab – in unserer Not, es holt uns aus uns selber heraus und führt uns über uns selbst hinaus. Dein Wort lässt uns nicht mutlos stehenbleiben, dein Wort tut uns Ohren und Augen auf. Dein Wort erschließt uns den Sinn der Schriften und den Weg nach vorn. Es bringt uns ans Ziel unseres Weges. Dein Wort schließt uns die Zukunft auf. – Sprich zu uns Herr! Und schenke uns „Ohren zu hören“. – Auszug aus: Dietz, Friedrich, In den Tag gesagt: Gedanken zum Bedenken. Erlebnis Glaube 6. Fuldaer Schriften für Schule und Leben. Ohne Erscheinungsjahr, Seiten 18-21.

Schweigen – Vielleicht gehören Sie […] zu jenen Menschen, denen es schwerfällt, am Morgen mit den ersten Worten und Sätzen herauszurücken. Es braucht seine Zeit, bis Sie den Schlaf nicht bloß aus den Augen gewischt haben, und bis dahin soll man Sie tunlichst in Ruhe lassen. Sie möchten gern schweigen, und der andere soll es auch. – Solches Schweigen ist äußerlich, so sonderbar das klingt, es ist Leere, recht besehen. Es gibt ein anderes Schweigen, das die innere Welt des Menschen angeht, das ihn reicher macht. Es ist eine Stille in mir, etwa wenn ich bei einer ernsten Frage verweile, bei einer wichtigen Aufgabe, bei einem Menschen, mit dem ich eine Sorge trage. Zu einem recht gefügten Leben gehört das Schweigen; freilich, man muss es üben. – Solche Übung fängt damit an, dass man wirklich manchmal den Mund hält. So viel Überflüssiges redet man den lieben langen Tag und so viel Törichtes. Dass man den Mund mindestens dort hält, wo das Vertrauen eines andern oder die Pflicht des Berufs es erfordern. Das ist aber erst der Anfang. Zu schweigen, auch wenn man reden darf, überhaupt bemüht zu sein, Geschwätzigkeit, Redseligkeit, die Seligkeit im Reden, zu überwinden, ist weit schwieriger. – Es gibt das anvertraute Geheimnis; etwas wurde mir mitgeteilt unter der ausdrücklichen oder der selbstverständlichen Bedingung der Verschwiegenheit. Und es gibt ein Geheimnis, dieses nicht zu bewahren, verstößt aus der Natur der Sache heraus gegen Liebe und Gerechtigkeit: Wenn etwa einer durch Zufall oder auch durch Zudringlichkeit Dinge erfahren hat, von denen der andere wünschte, dass sie nicht jedermann erfährt. Wer sich bewusst ist, wie schwach und unzulänglich wir Menschen nun einmal sind, der wird in solchem Fall mühelos schweigen können. – Es braucht jeder wenigstens dann und wann den andern Menschen, dem er vertrauen und dem er sich anvertrauen kann, weil er überzeugt ist, dass jener schweigen kann. – Im Schweigen, wenn es tief genug ist, kann Hören zum Zuhören werden. Und wo Menschen im Reden auseinandergeraten sind, im Schweigen kann es geschehen, dass sie wieder zusammenfinden. – Es wird uns heute oft angeraten, dass Stille in den Ablauf des Tages gehöre. Das ist meistens leichter gesagt als getan. Unser Wahrnehmen, unser Planen, unsere Tätigkeiten lassen sich nicht abschalten wie eine Maschine. Vielleicht lässt es sich verwirklichen, wenn man einen ganz bestimmten Augenblick, eine bestimmte Zeit, einen bestimmten Ort dafür wählt. Das wäre dann nicht frommer Müßiggang, sondern die Chance, auch vor Gott still zu werden. Diese Zeit gehört jetzt mir. Mir und meinem Gott. – Aber ich klammere meinen Alltag nicht aus. Im Schweigen vermag ich zu erfassen. was ich erlebe und was davon für mich wirklich Bedeutung hat. – Zu einem Mönch auf dem Berg Athos kamen Fremde und fragten, was für Erfahrungen er aus seinem Leben als Einsiedler gewonnen habe. Der Mönch, gerade damit beschäftigt, Wasser aus einer Zisterne zu ziehen, bittet die Fremden, einen Blick in die Tiefe zu tun – was sie dort sähen? Die Fremden blickten in die Zisterne hinab und antworteten: Nichts! – Nach einer Weile wiederholt der Mönch die Frage; wieder schauen die Fremden hinab, und jetzt lautet die Antwort: Wir sehen uns selbst, unsere Gesichter! Solange ich Wasser schöpfte, erklärt der Mönch, war Unrast in der Zisterne. Jetzt ist dort Ruhe. Jetzt kann man sehen, wer man ist. Das ist die Erfahrung meines Lebens. – Von Jesus heißt es, dass er sich vor wichtigen Ereignissen „auf einen Berg“ zurückzog, um zu schweigen und mit seinem Vater im Himmel allein zu sein. Wichtige Entscheidungen fällte er „abseits in der Stille“. Und als er sich entschieden hatte, nach Jerusalem zu gehen und für seine Sache mit dem Leben einzustehen, dort vor seinen Richtern, da widerlegt er nicht mehr und greift nicht an und wirbt nicht einmal mehr für seine Sendung. Im Schweigen sammelt er Bereitschaft zum Opfer. „Hörst du nicht, was jene gegen dich vorbringen?“ heißt es. „Er aber schwieg“. – So geht es wohl manchem: Der eine schweigt, weil es ihm die Sprache verschIägt, der andere schweigt aus Klugheit oder aus Anstand. Es gibt das Schweigen aus Pflicht, aber es gibt auch das Schweigen aus Liebe: Liebe lässt vieles ungesagt. […] – Auszug aus: Dietz, Friedrich, In den Tag gesagt: Gedanken zum Bedenken. Erlebnis Glaube 6. Fuldaer Schriften für Schule und Leben. Ohne Erscheinungsjahr, Seiten 26-28.

Kritisch sein – […] Wer kritisch ist, rückt die Dinge nicht nah heran, er nimmt eher Abstand, um sie zu sehen, wie sie wirklich sind: Er sucht zu unterscheiden, zwischen Sein und Schein und das Wahre vom Falschen zu trennen; er sucht zu erkennen, worauf es eigentlich ankommt. – Dabei ist es wohl besonders wichtig, wie ich mich selbst einschätze. Wer sich selbst nicht ausstehen kann, der wirkt leicht auch auf andere unausstehlich. Und wer sich selbst stets im Mittelpunkt sieht, wirkt lächerlich. Wer sich aber seines eigenen Wertes bewusst ist, wer weiß, was er selber kann und nicht kann, der sieht auch den andern und seine Probleme nüchtern und ohne Vorurteil. – Wer nie und nirgends auf Kritik stößt, dem ist damit noch nicht der Beweis geliefert, dass er alles richtig macht. Vielleicht hat nur keiner den Mut, ein kritisches Wort zu äußern; man ist überzeugt, dass es doch nicht angenommen wird, dass es vielleicht nur Distanz bewirkt oder gar Selbstverhärtung. – Auf der anderen Seite: Kritik ist notwendig. Nicht zuletzt weil die Menschen kritisch waren, haben sie die Welt zu dem gemacht, was sie ist. Aber wo Kritik zum einzigen Inhalt unserer Gespräche wird, wenn sie das Klima bestimmt, da geht es bald nur noch um Selbstbehauptung. Das Weniger des andern wird zum Mehr für mich; seine Fehler rechtfertigen meine eigenen; und wo er unten ist, bin ich oben. Lieblose Kritik nagelt den andern fest auf seine Fehler, auf seine Grenzen oder auf seine Schuld. – Vor aller Kritik am andern muss deshalb die Selbstkritik stehen. Wo Menschen, die nicht selbstkritisch sind, Kritik üben, ist das immer gefährlich, in der kleinen Weit wie in der großen, in der Familie wie in der Politik. – Aber auch das ist wieder zu bedenken: Wenn mir die Meinung anderer über mich wichtiger ist als meine eigene Meinung zu einer Sache, dann fange ich an, mein Verhalten den andern anzupassen, mein Verhalten so einzurichten, wie es den andern passt. Ich sage, was andere gern von mir hören und gern bei mir sehen möchten. – Wer nichts als kritisch ist, dessen Kritik wird leicht erbarmungslos und unduldsam. Wo einer von Amts wegen zu bestimmen hat, muss er entscheiden können. Und der andere, dem die Ausführung zukommt, muss kritisieren dürfen. Da muss der eine etwas wagen und der andere zögern dürfen. Da muss der eine am Herkömmlichen festhalten dürfen, während der andere sich mehr dem Neuen zugewandt fühlt. Probleme lassen sich vielleicht auch lösen, wie ich es noch nicht versucht habe; Antworten lassen sich finden, auf die ich noch nicht gekommen bin. Und alle müssen sich das einander sagen können – so bleibt das Ganze im Gleichgewicht, zwischen Jung und Alt‚ zwischen Vorgesetzten und Untergebenen, zwischen den Gruppen der Gesellschaft, auch in der Kirche. Die beste Kritik freilich ist immer, wenn man zeigt, dass man etwas wirklich besser machen kann. – Da ist nun einer abgelehnt worden mit der Begründung: Was will denn ausgerechnet der? Wir wissen, wo er herkommt, was er bisher gemacht hat! Wo hat er denn etwas Gescheites gelernt? Wir kennen seine Angehörigen, alles einfache Leute. Wenn uns schon einer belehren will, dann muss er ein bisschen mehr sein als dieser! Ich spreche von Jesus aus Nazaret. – Mit solcher Kritik ist er in seinem Heimatort Nazaret abgelehnt worden; wir scheint, das ist typisch für engstirniges Denken, wenn es sich (dazu noch völlig zu Unrecht) in die Enge getrieben sieht. – Jesus hat sich nicht zufrieden gegeben mit der Welt und den Menschen, wie er sie vorfand. Er will sie ja verändern, und so spart er nicht an Kritik. Aber wie sie geschehen soll, das befiehlt er seinen Anhängern mit dem Satz: Richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet werdet. – Wer den andern liebt, wirft sich nicht zum Richter über ihn auf, sondern bleibt auch in der Kritik mit ihm eins; er bleibt bemüht, dem andern zu dienen, ihn zu fördern und voranzubringen. Damit ihr nicht gerichtet werdet – wer so denkt und spricht, braucht nicht gerichtet zu werden, sagt Jesus; der ist schon richtig. – Jesus sagt: Richtet nicht, dann werdet auch ihr nicht gerichtet werden. Verurteilt nicht, dann werdet auch ihr nicht verurteilt werden. Erlasst einander die Schuld, dann wird auch eure Schuld erlassen werden. Warum siehst du den Splitter im Auge deines Bruders, aber den Balken in deinem Auge beachtest du nicht? […] – Immerzu wird uns Schuld vorgehalten, wird uns Versagen in die Schuhe geschoben. – Gott, gib, dass dieses Gefühl uns nicht völlig zähmt, dass wir nicht nachlassen, uns einzusetzen für das Rechte – dass du wenigstens uns nicht richten musst. – Auszug aus: Dietz, Friedrich, In den Tag gesagt: Gedanken zum Bedenken. Erlebnis Glaube 6. Fuldaer Schriften für Schule und Leben. Ohne Erscheinungsjahr, Seiten 35-38.

Nach Sinn fragen – [… Vor einiger Zeit] stellten Astronomen bei der Beobachtung des Sternenhimmels fest, dass die Bahn des Planeten Uranus gewisse Unregelmäßigkeiten aufwies. Es gab da plötzlich Differenzen, die man zunächst nicht erklären konnte. Bis man darauf kam: Diese Unstimmigkeiten können nur einen Grund haben: Es muss noch ein bisher unbekannter Planet vorhanden sein; wenn man diesen fände, würden die Bahnen am Himmel wieder stimmen. Man errechnete Größe und Umlaufbahn dieses Planeten, den es geben musste, auch wenn ihn noch niemand gesehen hatte, und gab ihm einen Namen, und dann entdeckte man ihn, 1845, den Planeten Neptun. – Es gibt auch in meinem Leben Dinge, die ich von mir selbst her nicht erklären, Fragen, die ich von mir aus nicht beantworten kann. Da fehlt einfach etwas, da stimmen Positionen nicht in meinem Dasein und in der Welt, genau wie damals am Sternenhimmel. Etwa wenn ich frage: Diese Welt mit ihren Übeln, mit ihren Katastrophen, mit ihrer ungeklärten Zukunft – muss sie nicht trotz allem ein Ziel haben? Und kann ich mich eigentlich freuen, dass ich lebe, wenn dieses Leben nicht auf einen Sinn hinausläuft – wenn mit dem Tod alles aus ist? Was bringt die Bahnen und Berechnungen am Horizont meines Lebens zum Stimmen? – Freilich, ich kann mich mit all diesen Unstimmigkeiten abfinden; es sind wohl nicht wenige, die das tun. Sie verzichten darauf, nach einer Antwort auf ihre Fragen zu suchen. Ich denke manchmal, da hat nun der allweise und allgütige Gott die Menschen so gescheit gemacht; sie fotografieren die 0berfläche anderer Planeten und entwerfen künstliche Lebewesen auf dem Reißbrett. Aber ob denn das Ganze einen Sinn hat, danach fragen sie wenig. – Hauptsache zufrieden, sagen viele, oder: Meine Familie geht mir über alles; oder: Ich glaube nur, was ich sehe oder kurz und bündig: Na wenn schon, was soll’s! – Mit der Frage nach dem Sinn kommt für mich Gott ins Spiel. Ich möchte wissen, ob Gott der Sinn meines Lebens ist; ich frage danach, und ich hoffe, dass ich einmal eine Antwort auf meine Frage erhalte. Es geht mir wie vielen, die oft ganz unbewusst so handeln, als ob ihr Leben irgendwo einen großartigen Sinn hätte. Im Innern hat ja der Mensch ein unzerstörbares Vertrauen, dass einmal alles aufgeht, dass alles stimmt, dass jedes gute Bemühen, alle Liebe und was der Mensch für andere tut, einen Sinn hat. Aber soll ich diesen Sinn bei mir selbst suchen? Oder bei einem blind waltenden Schicksal? Oder bei dem, den Jesus seinen und unseren Vater genannt hat? – Es wurde einmal vorgeschlagen, der Mensch solle so leben, als ob es Gott nicht gäbe. Er solle Gott heraushalten aus den Verstrickungen seines Alltags und sein Leben selbst verantworten. Ich dagegen meine: Warum soll ich nicht leben, als ob es ihn gäbe, auch wenn mir seine Existenz und die Welt des Glaubens manchmal dunkel sind? Von der Existenz des Planeten Neptun haben die Menschen sehr lange nichts gewusst. Aber bevor er am Himmel gesehen wurde, erkannten einige, dass das Ganze ohne ihn einfach nicht aufging. – Früher hatte man Gott nötig für die Ernte oder für den Sieg über die Feinde. Heute sagt der Mensch: Ich habe Gott nicht nötig, um meine Geschäfte zu tätigen, oder wenn ich mein Leben nach eigenem Gutdünken einrichten will – das geht im Gegenteil viel besser ohne ihn. Die Menschheit hat sich, wenigstens zum größten Teil, aus der Gewalt der Götter befreit; heute meinen viele, um Mensch zu sein, müsse man sich auch von der Hand Gottes losmachen. – Aber da stehe ich nun nicht selten ratlos vor einer Sache und sage: Jetzt weiß ich nicht mehr, wie es weitergehen soll. Das ist, wie wenn ein Licht am Armaturenbrett im Auto aufleuchtet, und ich habe keine Ahnung, was nun zu tun ist. Alle Sehnsucht und jeder Traum; jedes Verlangen nach Glück und nach Unvergänglichkeit, aber auch die Langeweile und das lähmende Wissen um die Belanglosigkeit meines Tuns – das alles bleibt unstimmig wie damals die Bahn der Himmelskörper […] nicht gestimmt hat, weil noch einer fehlte. Und als man ihn entdeckt hatte, hatte man ja längst erkannt, dass es ihn gab, da wussten auf einmal alle: Das Ganze hat doch seine Ordnung und seinen Sinn. Die Dichterin Gertrud von Le Fort hat [es so] gesagt: In jedem Menschen ist ein Abgrund, den kann man nur mit Gott füllen. – Auszug aus: Dietz, Friedrich, In den Tag gesagt: Gedanken zum Bedenken. Erlebnis Glaube 6. Fuldaer Schriften für Schule und Leben. Ohne Erscheinungsjahr, Seiten 54-56.

Nach Gott fragen – Auf der Leinwand, im Kino und auf dem Bildschirm vor uns im Zimmer bewegen sich Figuren. Sie bewegen sich nach links und nach rechts; sie werden kleiner oder kommen näher – aber es sind nicht die Personen selbst, die sich so bewegen, es sind Bilder von ihnen. Jeder weiß, wie diese Bilder zustande kommen: durch einen Film und eine Projektionslampe oder durch elektronische Bildübertragung. – [… Stellen] Sie sich bitte einmal Folgendes vor: Da auf dem Bildschirm wären wirkliche Menschen, Lebewesen, die auf einer Fläche leben. Und einer sagt zu dem Bild da vor ihm, sagt zu diesem Flächenmenschen: Gib mir deine Hand, oder: Komm heraus aus deiner Fläche, komm in den Raum und setz dich neben mich. Das Lebewesen auf der Fläche würde antworten: Was ist das, Raum? Ich kenne nur die Fläche. Was ist das, dritte Dimension? Ich kenne nur die Länge und die Breite des Bildes; es hat keine Ausdehnung in die Tiefe. – Dieses Gedankenspiel lässt mich einen Vergleich ziehen zu meinem eigenen Leben. Ich lebe in einer dreidimensionalen Welt; es gibt für mich Höhe und Breite und Tiefe. Aber wenn ich mir vorstelle, plötzlich wollte mich einer in eine vierte Dimension rufen, da wäre ich ratlos, wo soll es die denn geben? Und vielleicht eine fünfte und sechste und eine Dimension „unendlich“ – spräche ich da vielleicht über Gott? – Freilich, wenn ich frage: „Wo ist Gott?“‚ dann verbleibe ich in meiner Vorsteilung von Raum und Zeit. Ich verbleibe in dem Rahmen, der mir gezogen ist. Über die Grenze komme ich nicht hinaus so wenig wie das gedachte Flächenwesen seinen Rahmen verlassen kann. Gott gibt es nicht in meinen Dimensionen – so wie es das Papier vor mir gibt und die Welt vor meinem Fenster. Deshalb ist Gott auch nicht der weiße Fleck auf unserer Karte – er ist nicht der Noch-nicht-Erforschte, sondern der Unerforschliche. – Viele Menschen lehnen Gott ab und sie meinen, genau zu wissen, was sie da ablehnen. Für sie hat das Zeitalter der Wissenschaft das der Religion für immer abgelöst. Gott ist für den Verstand überflüssig, für das Gefühl entbehrlich und für das menschliche Handeln geradezu unerträglich. Er ist nicht mehr notwendig, um die Löcher zu stopfen, die Menschen in den Unzulänglichkeiten ihres Daseins entdecken. Eher glaubt man, er müsse sich rechtfertigen vor der gequälten Kreatur als das Geschöpf sich vor ihm zu verantworten hätte. – Man muss sich eigentlich darüber wundern, wie viele Menschen zu wissen glauben, wer oder was Gott ist. Nicht wenige tragen – vielleicht seit ihrer Kindheit – ein düsteres Bild von Gott mit sich herum; sie sehen in ihm so etwas wie einen höchsten Ordnungschef, der alles registriert und für den Tag der Abrechnung aufbewahrt. Oder sie stellen sich einen alten Herrn vor auf einem himmlischen Thron, der mehr oder minder uninteressiert dem Treiben der Menschen zuschaut. – Und wieder für andere ist Gott so etwas wie ein Ferientraum; mit ihm geht alles besser, sagen sie; mit Gott lebt es sich in Freude; alle Probleme sind gelöst; und wenn dein Gott tot ist, dann nimm meinen – so einfach ist das? – Oder man hört: Ihr Glaubenden, ihr denkt euch Gott zu klein, zu fromm, zu kirchlich! Er soll von mir etwas wissen? Um mich soll er sich kümmern? So klein soll er sein, dass er sich auf eine Stufe stellt mit mir? Nein, sage ich, so groß ist er! „Gott ist immer größer“”, sagt die Bibel. Sie verbietet dem Menschen, sich ein Bild von ihm zu machen. Es ist nicht Sache des Menschen, Gottes Wirklichkeit in ein Bild zu fassen. Es geht freilich für den, der an ihn glaubt, nicht ohne Vorstellungen beim Wort Gott – ich kann ihn mir nicht nur alt, sondern auch jung, nicht nur als Vater, sondern auch als Mutter vorstellen. Aber das fixe Bild, das fertige, das nicht mehr veränderbare, in einen festen Rahmen gefügte, ist das falsche Bild. Wenn ich von einem Menschen ein bestimmtes, ein starres Bild habe, dann komme ich zu keiner echten Beziehung mit ihm. Es ist mit Gott nicht anders. – Gott kann man nicht wissenschaftlich erforschen, so wie man Liebe und Treue zwischen Menschen nicht erforschen, sondern nur erfahren kann. Ich kann die Zärtlichkeit einer Hand und die Wärme einer Stimme wahrnehmen, wenn ich bereit bin, mich darauf einzulassen – gegen meinen Willen geht das nicht. Gott will gesucht sein, und ich muss darauf gefasst sein, ihn zu finden. Gott gibt es nicht, wie es die Dinge gibt; aber seine Wirklichkeit tut sich auf, wo Menschen dafür bereit sind. „Er ist nicht fern“, heißt es im Neuen Testament, „in ihm leben wir und bewegen wir uns und sind wir.“ – Ich schaue Kindern beim Versteckspielen zu. Da stellt sich so ein kleiner wicht in die Ecke, das Gesicht zur Wand, und hält sich beide Hände vor die Augen. So, denkt er, jetzt kann mich keiner sehen und finden – er sieht ja auch niemand. Es gibt nicht wenige Menschen, die sich Gott gegenüber ganz ähnlich verhalten. – Auszug aus: Dietz, Friedrich, In den Tag gesagt: Gedanken zum Bedenken. Erlebnis Glaube 6. Fuldaer Schriften für Schule und Leben. Ohne Erscheinungsjahr, Seiten 57-59.

Machbar – Mach’s gut! so sagt man oft, wenn man sich von einem guten Bekannten verabschiedet, und „Mach‘s gut“ sagt der andere. [… Heute] wird ein Film gemacht, und eine Sendung wird gemacht […]. Selbst beim Fußball […] werden Tore nicht mehr geschossen; sondern gemacht. Und es kommen noch immer neue Verwendungsmöglichkeiten für dieses glanzlose Wort hinzu: „anmachen“ ist so eine […] Verwendung. – Wir machen uns einen Namen, so sagten Menschen schon ganz am Anfang in der Bibel; sie wollten eine Stadt und einen Turm bauen bis an die Wolken. Und Gott stieg herab, so heißt es weiter, um sich das Bauwerk anzusehen, und er sprach: Das ist erst der Anfang, bald wird ihnen nichts mehr unmöglich sein – alles wird machbar. – Damals hatten sie zwar weiter nichts herausgefunden als die Herstellung von Ziegelsteinen, aber inzwischen ist es dahin gekommen, dass Technik und Wissenschaft das Gesicht der Erde gründlich verändern. Der Mensch […] fliegt schneller als jeder Vogel; er kann Krankheiten heilen, wenigstens viele; er kann sein Leben um Jahre verlängern; er verhütet Unfälle und Geburten; er trifft Vorsorge gegen Katastrophen und versichert sich gegen verregnete Urlaubstage. Die ganze Erde wird zum Rohmaterial für das eigene Machen, Planen, Verändern. Vieles, was früher unerreichbar war, ist heute durchaus im Bereich des Möglichen; das lässt den Menschen eine neue Freiheit erfahren; das versetzt ihn hier und dort in einen Rausch der Selbstbewunderung; aber das Erreichte lässt ihn auch gleichzeitig ungeahnt schlechte Erfahrungen machen. Er fühlt sich bedroht, er misstraut der Zukunft. Immer mehr Maschinen, mehr Autos, mehr Waren, mehr Leistung, mehr Wachstum, und dafür mehr Müll und immer weniger saubere Luft und reines Wasser. Über alledem wird der Mensch gewahr, wie vieles er nicht oder nicht mehr machen kann; damals, beim Turmbau von Babel, wollte sich der Mensch einen Namen machen; heute ist er in Gefahr, ihn zu verlieren, sein Gesicht zu verlieren, bloß noch Lebewesen zu sein, das sich anpasst, oder Maschine, die funktioniert. Sie redeten aneinander vorbei, heißt es in der Bibel, so verwirrte sich ihre Sprache, und ihr Turm verfiel. – Heute gelingt es Menschen immer weniger, [… geschwisterlich] miteinander umzugehen. Immer mehr Fragen bleiben ohne Antwort, und wieviel Liebe wird nicht erwidert! Alles hat eben seinen Preis im Leben, sagen wir wohl resigniert, wenn uns etwas abverlangt wird‚ womit wir eigentlich nicht gerechnet hatten. Aber: Was einen Preis hat, ist nicht das Wichtigste in meinem Leben; was eigentlich wichtig ist, das bekomme ich umsonst; ich kann es nicht kaufen und nicht mit Leistung erringen. Es ist nicht machbar; ich muss es mir schenken lassen: Vertrauen, Verständnis, Versöhnung, Zuneigung und Zärtlichkeit. In einer Welt, die gemacht wird, lückenlos geplant, gespeichert und in Abläufe versetzt, scheint das alles unnütz zu sein. Ja alles, was man noch tut, ohne davon unmittelbar Nutzen zu haben, also etwa ehrenamtlich oder aus Gefälligkeit oder weil man Nachbar ist, jeder Dienst ohne Verdienst wird nicht selten als Dummheit empfunden. Die Währung „Gotteslohn“, hat einer gesagt, weist die größte Inflationsrate auf; und Beten […] das muss dabei zu etwas ganz und gar Überflüssigem, ja Unmöglichem werden. Und doch wird die Sprache der Menschen, in Babel verwirrt durch den Stolz, für uns wieder verständlich durch die Liebe, die geschenkt wird: dem einen Menschen vom andern, und allen Menschen geschenkt – von Gott. – Mach’s gut – das bedeutet nicht nur: Lass es dir gutgehen und: Es soll gut werden, was du machst; es soll gelingen, was du anfängst; es soll zum Erfolg führen, was dir aufgetragen ist. Ich wünsche Ihnen mehr: Das, was nicht machbar ist, soll gut werden; was nur geschenkt werden kann, was Menschen einander verstehen lässt: Zeit haben füreinander und miteinander und einander beistehen, wo immer es geht. Also: Machen Sie’s gut […] – Lob und Dank für dich, allmächtiger Gott! So viele, gute Gaben gibst du uns: Leben und Nahrung, den Leib und die Kleidung, Menschen vor allem und ihre Freundschaft. Und durch Jesus, deinen Sohn, lehrst du uns, dass wir mit Sorgfalt und Ehrfurcht umgehen mit allem, was dir gehört: mit allem, was schwach ist, mit allem, was noch wachsen kann, mit allem, was reifen soll, mit allen Menschen. Denn jeder ist dir unendlich viel wert. – Auszug aus: Dietz, Friedrich, In den Tag gesagt: Gedanken zum Bedenken. Erlebnis Glaube 6. Fuldaer Schriften für Schule und Leben. Ohne Erscheinungsjahr, Seiten 60-62.

Fastenzeit: Des Menschen Versuchbarkeit – […] Menschen geraten in Versuchung, andere von sich abhängig zu machen; und über die, die abhängig sind, Macht auszuüben, über die, die sich nicht wehren können […]. Macht auszuüben über die Gewissen anderer. Menschen geraten in Versuchung, über andere ein Urteil zu fällen; sie wollen den andern in die Hand bekommen; der andere soll nach ihrer Pfeife tanzen. […] Menschen geraten in Versuchung, es sich wohl sein zu lassen und auf Kosten anderer zu leben. Sie sehen den andern nicht mehr, weil sie nur sich selbst im Auge haben. Heute sind Menschen in Versuchung, unsere Erde auszuplündern, um den eigenen Wohlstand zu erhalten, und sie fragen nicht danach, wovon denn die nächsten Generationen noch leben sollen. – Gewiss: Der Mensch ist von Natur aus so angelegt. Er will es versuchen. Er will ins Unbekannte vordringen, das Neue wagen, überspringen, was sich ihm in den Weg stellt. Er will all das, und er muss es, wenn er sich selbst treu bleiben will. Aber dann kommt er früher oder später an die Grenze, und jenseits dieser Grenze wird aus dem Versuch die Versuchung. – Vielen Menschen wird heute klar, dass sie nicht nur Verantwortung tragen für das, was jetzt passiert; sondern ebenso sehr für das, was morgen und übermorgen geschehen wird. Dass sie auch den [nachfolgenden Menschen] jene Lebensqualität sichern müssen, die heute jedermann so lautstark für sich beansprucht. – Immer mehr wirtschaftliches Wachstum, immer mehr Macht über eine anscheinend verfügbar gewordene Welt! Auf einmal zeigt sich: Das kann ja so gar nicht weitergehen! Der Mensch ist mit all seinen Versuchen an die Grenze gekommen. – Bilder und Geschichten aus der Bibel machen mich nachdenklich, und sie gewinnen Bedeutung für die Gegenwart. Die Geschichte vom Sündenfall der ersten Menschen zum Beispiel. Sie erzählt, wie der Mensch versucht, seine Grenze zu sprengen und ein Ziel zu erreichen, das ihm vorgegaukelt wird: Du wirst sein wie Gott! Oder jene hintergründige Erzählung vom Turmbau zu Babel: Sie erzählt von Menschen, die nach den Sternen greifen. Sie bauen bis in den Himmel hinein das klingt genauso angeberisch, als wenn wir ein hohes Bauwerk einen Wolkenkratzer nennen. Am Ende steht der Mensch vor der totalen Verwirrung. Und die Geschichte von den drei Versuchungen Jesu gehört hierher, von denen das Neue Testament erzählt. Es heißt dort: Jesus wurde vom Geist vierzig Tage lang in der Wüste umhergetrieben und vom Versucher auf die Probe gestellt. Die ganze Zeit über aß er nichts; am Ende aber hatte er Hunger. In diesem Augenblick sagte der Versucher zu ihm: Wenn du Gottes Sohn bist, so befiehl, dass diese Steine zu Brot werden. Jesus antwortete ihm: Es steht geschrieben: Nicht nur vom Brot lebt der Mensch. – Was hier (und im Folgenden) erzählt wird, darf man nicht als ein Gespräch zwischen Jesus und dem Versucher auffassen. Die Bibel kleidet ja oft das, was sie eigentlich ausdrücken will, in die Form bildhafter Erzählungen. Was will uns die Geschichte sagen? Jesus zieht sich am Beginn seines öffentlichen Wirkens in die Einsamkeit zurück; er will alle Kräfte für sein Lebenswerk klären und sammeln. Hier in der Wüste setzt er sich mit den geistigen Strömungen der damaligen Gesellschaft auseinander und es scheint mir, sie sind nicht sehr verschieden von den heutigen. – Mach diese Steine zu Brot! Menschen setzen ihr Vertrauen auf Wirtschaftsprogramme. Aus Steinen soll Brot werden, aus unfruchtbaren Wüstenstrichen fruchtbares Ackerland. Entwicklung, Fortschritt, Wachstum – Zauberworte, damals wie heute, Ich frage mich: Woran ist eigentlich der Mensch letzten Endes interessiert? Dass die Welt besser wird, menschlicher? Oder liegt wenigstens den meisten zuerst an der Frage, wie ihr Leben schöner wird, wie sie ihre Bedürfnisse befriedigen können? Laufen sie nicht jedem nach, der ihnen Brot Verspricht Brot und Spiele, wie es einmal im alten Rom hieß? Wer das könnte, Steine in Brot verwandeln, der würde ein Schlaraffenland schaffen. Ja, er könnte noch weit mehr damit erreichen: Er könnte die Menschen an sich binden. Dann könnte er über sie bestimmen; sie würden ihm dankbar und in blinder Bereitschaft folgen. Das hat sich doch weiß Gott in der Menschheitsgeschichte oft genug so abgespielt. Und ich frage mich allen Ernstes: Was könnte dieser Mann aus Nazareth eigentlich mehr gewollt haben als dies, dass ihm alle nachlaufen? Warum weigert er sich dann, Steine in Brot zu verwandeln. Die Antwort lautet: Jesus will nicht Unterwürfigkeit und blinde Gefolgschaft. Er will Liebe und Freiheit, auch wo diese Freiheit zur Entscheidung gegen ihn führt. – Jesus lehnt es nicht ab, den Menschen zu helfen, gewiss nicht. Aber wer wirklich helfen will, wenn wirklich einem geholfen werden soll – das ist mit Brot, mit Essen und Trinken allein nicht zu schaffen. Der Mensch braucht die Liebe seiner Mitmenschen, die es ohne Freiheit nicht geben kann. Und er braucht etwas, das sein Leben nicht sinnlos bleiben lässt. – Ich brauche Antworten: Wo darf ich sein, der ich wirklich bin? Wo finde ich Vertrauen und nicht bloß Interesse? Wer nimmt mich an, ohne mich gleich anders machen zu wollen? Wer hilft mir, frei zu werden von mir selbst? – Jesus wird seine Botschaft allen anbieten. Er wird sich dem Notleidenden und den Suchenden an die Seite stellen, Antworten geben, Wege weisen und Ziele stecken. Er wird niemanden zurückweisen‚ wer seine Freundschaft sucht. Aber er wird die Freiheit keines einzigen antasten. Armen will er die frohe Nachricht bringen, dass Gott sie liebt und sie nicht im Stich lässt; und er will ihnen das nicht nur sagen. Er wird Elend und Verlassenheit mit ihnen teilen. Hier in der Wüste – bedrängt von dem Gedanken, seine Sendung aufzugeben zugunsten eines bequemen Lebens – hier erklärt sich Jesus solidarisch mit allen, die in Wüsten leben: die hungrig sind oder durstig oder fremd oder nackt oder krank oder einsam und im Sterben alles das zusammen. – Dann führte ihn der Versucher auf einen Berg hinauf und zeigte ihm in einem einzigen Augenblick alle Reiche der Erde. Und er sagte zu ihm: All diese Macht und die ganze Herrlichkeit will ich dir geben; denn sie sind mir überlassen, und ich gebe sie, wem ich will. Wenn du mich anbetest, soll dir alles gehören. Jesus antwortete ihm: Es steht geschrieben: Du sollst den Herrn, deinen Gott‚ anbeten und ihm allein dienen. – Menschen streben nach Herrschaft und nach äußerem Glanz. Ich will etwas gelten; ich möchte bewundert werden, im Mittelpunkt stehen; ich hasche nach Anerkennung. Auch den Messias erwartete man als einen Mann des irdischen Glanzes. Jesus aber entscheidet sich für ein Reich, das nichts mit irdischer Macht zu tun hat; es ist nicht identisch mit der Herrenwelt seiner und unserer Tage. Er kommt nicht, um andere zu opfern, sondern um sich selbst hinzugeben. Er wird sich nicht dazu missbrauchen lassen, aus den Armen und Ohnmächtigen von heute die Reichen und Mächtigen von morgen zu machen. Sein Programm will Menschen verändern, aber nicht zuerst die Machtverhältnisse in dieser Welt und nicht zuerst die Strukturen dieser Gesellschaft. – Es wird Menschen geben, die sein Wort hören und die zu ihm gehören wollen; sie werden aus einer neuen Gesinnung auch das Gesicht der Erde zu erneuern suchen auf eine Welt der Gerechtigkeit und der Brüderlichkeit hin. – Das Neue Testament nimmt hier eine deutliche Korrektur vor an der Messiaserwartung des jüdischen Volks. Jesus verzichtet auf alles, was ihm als politischem Führer und sozialem Revolutionär Erfolg versprechen könnte: auf Brot und Spiele und jetzt auf den Gebrauch der Macht. Er hat der Versuchung der Macht widerstanden, aber wie oft musste sein Name dazu herhalten, das Machtstreben derer zu decken, die sich nach ihm Christen nannten und nennen. Wie oft wurde das Kreuz, das Zeichen des Verzichts, der Hingabe, das Zeichen des Scheiterns für alles, was in dieser Welt etwas gilt wie oft wurde das Kreuz in einem falschen Verständnis als Siegeszeichen und Schutzpanier in Schlachten geführt. Noch eine andere Versuchung hängt damit zusammen: Wenn ich bedenke, was der Mensch alles verändern kann: Wälder und Flüsse, die Atmosphäre und das Grundwasser, die Gestalt der Landschaft, Leib und Leben, ja das Bewusstsein des einzelnen und die öffentliche Meinung. Wenn ich bedenke, wie der Mensch die seelischen Zustände, die Voraussetzungen des Denkens und Urteilens seiner Mitmenschen, bis in seine innerste Gesinnung hinein manipulieren kann; wie er verwunden und zerstören kann wenn ich das alles bedenke, dann kann ich mich nicht zufrieden geben mit Worten wie Entwicklung, Fortschritt, Wachstum. Dann meine ich, der Mensch muss es endlich lernen, wie er fertig wird mit der Versuchung alles zu tun, was er kann. Wir alle müssen uns klar machen, was wir dürfen und nicht nur, was wir können, wenn wir überleben wollen. – Albert Schweitzer hat gesagt: Wir leben in einem gefährlichen Zeitalter: Der Mensch beherrscht die Natur, bevor er gelernt hat, sich selbst zu beherrschen! – Es heißt weiter im Evangelium: Schließlich führte der Versucher Jesus nach Jerusalem. Er stellte ihn oben auf das Dach des Tempels und sagte zu ihm: Wenn du Gottes Sohn bist, so stürz dich von hier hinab. Denn es steht geschrieben: Seine Engel bietet er auf für dich, damit sie dich behüten, und auf Händen werden sie dich tragen, damit dein Fuß nicht an einen Stein stößt. Da antwortete ihm Jesus: Die Schrift sagt: Du sollst den Herrn, deinen Gott, nicht versuchen. – Diese Versuchung Jesu ist von ganz anderer Art. Jesus war in den Augen vieler seiner Zeitgenossen kein sogenannter religiöser Mensch; ich glaube, die kirchlichen Kreise damals hatten das Gefühl, Jesus sei kein Mann ihrer Institution. Hätte er nicht mehr vom Eigentlichen sprechen müssen, von Gott und nicht vom Menschen, vom Gesetz und nicht von der Freiheit? Warum sprach er so wenig von der Strafe und so oft von der Vergebung? Statt den Menschen zu sagen: Gebt ihr ihnen zu essen tut ihr erst einmal, was ihr tun könnt, und dann lasst euch von Gott helfen hätte er nicht lehren müssen, auf Gott allein zu vertrauen? Und hätte er nicht in dieser absonderlichen Situation hier auf dem Dach des Tempels darauf rechnen müssen, dass Gott hilft, wie er es im Bibelspruch versprochen hat: Er hat seinen Engeln befohlen, sie sollen dich auf Händen tragen! – Jesus will nicht durch Wunderdemonstrationen Gott für die Menschen damals und heute ‘ erfahrbar machen, sondern durch seine Menschlichkeit, durch seine Hingabe bis zum Letzten. – In der Wüste am Anfang seines Wirkens stellt sich Jesus als Verlassener zu allen Verlassenen; und am Ende seines Lebens wird er als Gefolterter bei allen Gefolterten sein, und er wird als Gekreuzigter zwischen zwei Gekreuzigten hängen. Gott wird ihn nicht von Engeln auf Händen tragen lassen, aber er wird ihm am Ende recht geben und ihn nicht im Tod belassen. – Jesus wurde dreimal versucht in unserer menschlichen Versuchbarkeit: Hunger nach Brot, Herrlichkeit der Welt, Macht über die andern. Die Erzählung der Bibel weist in eine Richtung, wo Rettung zu finden ist: Ich muss der Faszination von Geld, Besitz und Macht widerstehen, die Grenzen anerkennen, die meinem Leben gezogen sind; „Gott anbeten und ihm allein dienen“, das heißt: Ich muss die Aufgaben, die mir in der Gemeinschaft der Mitmenschen gestellt sind, jeden Tag neu sehen lernen und so der Bestimmung des eigenen Lebens gerecht zu werden suchen. – Da ließ der Versucher von ihm ab, so heißt es in der Schrift, aber nur für eine kurze Zeit! Der Weg des Jesus aus Nazareth ist jetzt festgelegt. Aber Jesus wird immer wieder mit sich selbst ringen müssen, um diesen Weg durchzuhalten. Die Versuchung wird neu an ihn herantreten: Wenn du der Sohn Gottes bist, dann schaff Brot, dann offenbare dich im Glanz, dann begründe ein Reich von dieser Welt, dann passe dich den herrschenden Meinungen und den Zuständen der Gesellschaft an. Wenn du der Sohn Gottes bist – am Kreuz wird Jesus dieses Wort zum letzten Mal hören: Wenn du der Sohn Gottes bist, dann steig herab! Aber Jesus kommt nicht von oben herab. Er kommt nicht, um Unterwürfigkeit und furchtsamen Gehorsam zu verlangen, sondern um einer von uns und einer für uns zu sein. – Ich denke, die Versuchungsgeschichte ist mehr als eine fantasievoll ausgeschmückte Erzählung aus längst vergangener Zeit. Menschen sind meistens nicht das, was man aus ihnen machen will [, wenn sie in den Himmel gehoben und hochgejubelt werden]. Menschen sind schwach und in vielem versuchbar. – Führe mich nicht in Versuchung, Herr: Lass mich nicht hineingeraten in etwas, was ich nicht durchschaue und nicht übersehe, was ich nicht durchstehen kann. Aber führe mich auch nicht in Versuchung, der Verzagtheit zu verfallen. Ich weiß: Ich bin schwach, ich bin versuchbar – von der Macht, von der Pracht dieser Welt, von der Möglichkeit, die eigenen Grenzen nicht mehr zu sehen. – Schenke mir gerade deshalb in deiner Nähe Frieden, Freude und neue Zuversicht. – Auszug aus: Dietz, Friedrich, Der kam und kommen wird: Besinnliches im Alltag. Erlebnis Glaube 9. Fuldaer Schriften für Schule und Leben. Ohne Erscheinungsjahr, Seiten 28-34.

Ostern: Glauben oder Sehen – […] Am Abend dieses ersten Tages der Woche, als die Jünger aus Furcht vor den Juden bei verschlossenen Türen beisammen waren, kam Jesus, trat in ihre Mitte und sagte zu ihnen: Friede sei mit euch! Nach diesen Worten zeigte er ihnen seine Hände und seine Seite. Da freuten sich die Jünger, als sie den Herrn sahen. Jesus sagte noch einmal zu ihnen: Friede sei mit euch! Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch. Nachdem er das gesagt hatte, hauchte er sie an und sagte zu ihnen: Empfangt den Heiligen Geist! Denen ihr die Sünden erlasst, denen sind sie erlassen; denen ihr sie behaltet, sind sie behalten. Thomas, der Didymus genannt wurde, einer der Zwölf, war nicht bei ihnen, als Jesus kam. Die anderen Jünger sagten zu ihm: Wir haben den Herrn gesehen. Er entgegnete ihnen: Wenn ich nicht das Mal der Nägel an seinen Händen sehe und wenn ich meinen Finger nicht in das Mal der Nägel und meine Hand nicht in seine Seite lege, glaube ich nicht. Acht Tage darauf waren seine Jünger wieder drinnen versammelt und Thomas war dabei. Da kam Jesus bei verschlossenen Türen, trat in ihre Mitte und sagte: Friede sei mit euch! Dann sagte er zu Thomas: Streck deinen Finger hierher aus und sieh meine Hände! Streck deine Hand aus und leg sie in meine Seite und sei nicht ungläubig, sondern gläubig! Thomas antwortete und sagte zu ihm: Mein Herr und mein Gott! Jesus sagte zu ihm: Weil du mich gesehen hast, glaubst du. Selig sind, die nicht sehen und doch glauben. (Johannes 20) – Die Zeit des Sehens ist mit Ostern vorbei. Neues hat begonnen. Thomas wurden die Augen aufgetan, so dass er im auferweckten Herrn den wiedererkannte, dem er sich angeschlossen und dem er vertraut, mit dem er sein Leben geteilt hatte. Von jetzt an wird sich Glaube nur noch stützen können auf das Zeugnis der Zeugen. Sie haben den Herrn als lebend erfahren. Nun lebt er in ihrem Wort. Der Osterglaube der Kirche stützt sich auf die Glaubensbezeugung der ersten Jünger. Alle, die nach ihnen kommen, haben nicht „gesehen“. Sie sind auf das angewiesen, was jene Männer verkündeten. Dieses Zeugnis, ihre Behauptung, Jesus habe sich ihnen lebend gezeigt, und ihr Glaube daran, sind historisch unbezweifelbar. Aber die Auferstehung selbst lässt sich nicht beweisen. Alle Versuche, den Glauben durch Beweise zu umgehen, müssen scheitern. Auch ich suche immer wieder Sicherheit und handgreiflichen Beweis. Deshalb erkenne ich mich selbst in diesem Thomas wieder. – Wie soll das Zeugnis der Zeugen für alle Zeiten aussehen? Darüber, verehrte Hörerinnen und Hörer, gibt nun die Thomaserzählung Auskunft. Es heißt im Evangelium: Bei der ersten Erscheinung war Thomas nicht unter ihnen. Die Gewissheit aber, dass Jesus lebt, wird ihm nun nicht in einer privaten Offenbarung nachträglich geschenkt. Christus lässt seinem Apostel die Begegnung mit ihm in der Gemeinschaft der andern zuteil werden. Es hat einen Sinn, wenn gesagt wird: Acht Tage darauf waren die Jünger wieder in dem Raum, und jetzt war auch Thomas dabei. Christus will den Glauben und alles, was daraus folgt, einer Gemeinschaft schenken, sozusagen in einer sozialen Dimension stiften: nicht dem Einzelnen, sondern einem Volk. In der Gemeinschaft des neuen Gottesvolkes lebt er fort. In der Erfahrung dieser Gemeinschaft wird er bezeugt. Hier, im lebendigen Miteinander, wird Glaube entfaltet. Im sichtbaren Bruder will der Herr unsichtbar anwesend sein und wären es nur zwei oder drei, die in seinem Namen versammelt sind. Wo dieser Glaube gelebt wird, dort kann er Begeisterung wecken und zum zündenden Funken werden. – Es ist eine allgemeine menschliche Erfahrung: Was ich glaub hängt stets davon ab, wem ich glaube. Je glaubwürdiger und vertrauenswürdiger mir der andere vorkommt, desto leichter stimme ich dem zu, was er sagt. – Der Apostel Paulus hat das seinem Schüler Timotheus geschrieben: Gott hat mich berufen, die Botschaft weiterausagen‚ für sie einzutreten und sie den Menschen glaubhaft zu bezeugen. Ich sitze dafür im Kerker. Aber ich lasse mich nicht unsicher machen: Ich weiß, wem ich glaube. – Paulus zieht in diesem Wort die Bilanz seines Lebens: Ich weiß, wem ich glaube. Wer glauben will, ist angewiesen auf andere. Was ich glaube, hängt davon ab, wem ich glaube. – Da traut ein Mensch dem andern, vertraut ihm, glaubt an ihn. Ist ihm in Liebe und Freundschaft zugetan. Er bleibt nicht verschlossen und verkrampft in sich selbst. Er öffnet sich für den andern und lässt sich auf ihn ein. Einem Menschen, der liebt und geliebt wird, widerstrebt es, Garantien zu fordern; er wagt es, sich dem andern auszuliefern, soviel auch manchmal dagegen zu sprechen scheint. Unser Leben verkümmert, wenn wir keinen Platz haben im Herzen wenigstens eines Menschen. Nur ein Mensch, der Menschen vertrauen kann, vermag es auch, sich auf Gott einzulassen. Wer auch nur einmal im Leben wirkliche Freundschaft erfahren hat, der wird leichter ein gläubiger Mensch. – Wenn ein junger Mensch den Glauben seiner Eltern aufgibt, da kann das gewiss viele Gründe haben. Aber nicht selten geschieht es, weil er nicht erfahren hat und nicht darauf vertrauen kann, dass man selbst überzeugend lebt, was man von ihm verlangt und ihm vorschreiben will. – Vielleicht ist deshalb Gott heute für viele tot, weil es so selten die Gemeinschaft gibt, in der er erlebt werden kann. Wie steht es mit der Gemeinschaft der Jünger des Herrn, mit der Kirche? Es breitet sich ein Unbehagen an [ihr aus, es] wollen sich immer weniger Menschen [von ihr] vereinnahmen lassen. Pfarrämter, ausgestattet mit Büros und Karteien, sind leider oft nicht viel mehr als ‘Betreuungsinstanzen; Pfarreien werden zu Verwaltungseinheiten für eine Gruppe von Menschen, die zufällig irgendwo beieinander wohnen. Auch die Versammlung zum Mahl des Herrn ist oft vom Zufall bestimmt; der priesterliche Leiter der Gemeinschaft ist fast beliebig austauschbar. Liegt darin einer der Gründe, warum die Zahl der Gottesdienstbesucher abnimmt? Warum [religiöse Gruppierungen] mit überschaubaren Gemeinschaften so starken Zulauf haben? – Kirche ist für viele ein Fremdwort. Und doch meine ich: Wenn es die Kirche nicht gäbe wer hätte die Botschaft Jesu weitergesagt? Wäre die Verkündigung von Tod und Auferstehung des Herrn nicht längst verstummt ohne die Kirche? Ohne sie fänden wir Christentum nur noch in religionswissenschaftlichen Abhandlungen. Christus wäre nicht mehr als eine Gestalt der Geschichte. In der Kirche gibt es die Möglichkeit, an Jesus Christus zu glauben. In ihr gibt es Menschen, die andern zum Glauben verhelfen. Viele fragen heute nach solchen konkreten Glaubenserfahrungen. Besonders junge Menschen, die es mit der Botschaft Jesu ernstnehmen, ziehen sich in das lebendige Erleben kleiner Gruppen zurück, die von nichts anderem als vom Geist der Gemeinschaft zusammengehalten werden. – Die Apostelgeschichte zeichnet das Bild einer solchen Gemeinschaft aus dem Anfang der Christenheit: Die ganze Gemeinde war ein Herz und eine Seele. Alle, die zum Glauben gekommen waren, lebten brüderlich zusammen, beteten gemeinsam und feierten in ihren Häusern in unbekümmerter Freude das Liebesmahl. Niemand aus der Gemeinde brauchte Not zu leiden, weil alle ihren ganzen Besitz zusammentaten. Überall waren sie beliebt. Und der Herr führte ihnen jeden Tag Menschen zu, die das Heil finden sollten. – So hat sich Christus die Gemeinschaft seiner Jünger gedacht: Nicht als geschlossene Gesellschaft, die sich abkapselt, sondern als Ort der Offenheit und der Menschlichkeit. Der eine spricht vor dem andern aus, was ihm Gott und sein Glaube bedeutet, und über alle Gegensätze hinweg wird in der [Geschwisterlichkeit] Gott für Menschen erfahrbar. Verschiedene Meinungen sind möglich; wir wissen, dass es sie schon in der Kirche der Frühzeit gab. Aber keiner streitet dem andern den rechten Glauben und den guten Willen ab; keiner spielt sich über den unbequemen Außenseiter als Richter auf. Wer zwei Röcke hat, gibt dem einen, der keinen besitzt, und es ist Hilfe und Rat, wo immer Not sich zeigt. Keiner kann je ganz verlassen sein. Menschen geben ihren Glauben an die nächste Generation weiter – nicht als theoretisches Wissen und schon gar nicht als Zwang, sondern weil sie aus diesem Glauben leben. – Eine Basisgruppe in Lateinamerika hat sich folgende Leitsätze gegeben: Wir sind nicht hier, weil wir uns für besser halten. Wir sind nicht hier, um uns gegen jemand zu stellen. Wir sind hier, weil wir einander brüderlich lieben wollen. Wir sind hier, weil wir den andern dienen wollen, besonders denen, die uns fernstehen. – Auch das […] gibt es in der Kirche heute. – Jesus hat seinen Apostel Thomas aufgefordert: Leg deine Hand in meine Seite! Aus dieser Seite des Herrn sind am Kreuz derselbe Evangelist Johannes hat es bezeugt unter dem Lanzenstich des Soldaten Wasser und Blut geflossen. Für Johannes bedeutet die Durchbohrung der Seite Jesu nicht bloß Höhepunkt der Kreuzigung. Der Lanzenstich zeigt nicht nur das irdische Leben Jesu als beendet an. Vielmehr gipfelt die ganze Geschichte Jesu in diesem Öffnen seiner Brust. Jetzt ist er ganz offen, ganz für die Menschen da bis zur letzten Konsequenz. Und dies sollen nun für alle Zeiten die Zeichen seiner Gegenwart sein: das Wasser der Taufe und das Blut der Eucharistie, das Mahl von Brot und Wein, das der Herr mit den Seinen hält. – [Wir alle] glauben in der Gemeinschaft, in der Teilhabe am Glauben [anderer Menschen]. Wo […] diese Erfahrung fehlt, kann sie durch nichts im Leben ersetzt werden. Aber wenn [wir und auch andere] nach dem Glauben fragen, dann können Worte und Formeln nicht die einzige Antwort sein. Wenn die Antwort aus lebendigem Tun kommt, wenn Menschen vom andern wirklich erfahren: Ich werde im Glauben an Gott meines Lebens froh; mein Dasein erhält einen Sinn; mein Glaube gibt mir Antwort, wo sonst keine gegeben wird – dort werden sie Freude daran verspüren, auch so zu glauben, auch so zu leben. – GIaube ist keine Sache des „Hören-Sagens“, sondern das Wagnis des Lebens mit Gott. – Ich denke an alle, die an Gott glauben. Und ich bitte Gott, dass sie durch diesen Glauben glückliche Menschen sind, damit viele durch sie die frohe Nachricht erfahren: Christus lebt, und er ist für alle da! – Ich denke an alle, die im Zweifel sind und keinen Weg sehen zu einem Glauben, der ihrem Leben Sinn gibt. Und ich bitte Gott, dass sie Menschen begegnen, die mit dem Herzen Christen sind, damit sie angesteckt werden von ihrer Freude und ihrer Begeisterung. – Ich denke an alle, die den Glauben an Gott verloren haben. Und ich bitte Gott, dass sie Glauben und Vertrauen auf die Menschen nicht verlieren, damit sie wieder neu auf die Suche nach Gott gebracht werden. – […] Gott, wenn meine Augen dich nicht sehen, wenn meine Hände dich nicht fassen können – dann glaube ich nicht. Aber wo sehe ich dich, wie kann ich dich erfassen? Du gibst mir Zeichen: Das Brot und der Wein deines Mahles sind Zeichen, dass du lebst. Und du liebst mich mit der Liebe, mit der ein Mensch mich liebt. – Auszug aus: Dietz, Friedrich, Der kam und kommen wird: Besinnliches im Alltag. Erlebnis Glaube 9. Fuldaer Schriften für Schule und Leben. Ohne Erscheinungsjahr, Seiten 35-41.

Das ist mein Leib und mein Blut – mein Leben für euch! – Ich bin überzeugt: Es gibt in der ganzen Menschheitsgeschichte keinen Satz, der so viele Menschen angesprochen hat, der bis heute so fortwirkt wie dieser. Seit jener Stunde kommen Menschen aller christlichen Glaubensbekenntnisse zusammen, um das Gedächtnis Jesu zu begehen, um von seinen Taten zu sprechen, von seiner Selbstlosigkeit, von seiner Hingabe; um seine Liebe aufzunehmen und weiter zu schenken. Im gemeinsamen Brotbrechen können alle, die zu Jesus gehören wollen, ihre Verbundenheit mit ihm und untereinander immer neu erleben. Er verschenkt sich in sichtbaren Zeichen, und alle, die das Mahl mit ihm halten, sollen nun sein Leib sein, ein lebendiger Organismus, eine Gemeinschaft, die Gemeinde des Herrn, in der er selbst in dieser Welt fortlebt. – Paulus schreibt seiner Gemeinde in Korinth: Der Abendmahlsbecher, über den wir das Dankgebet sprechen – gibt er uns nicht teil am Blut, das Christus für uns vergoss? Und das Brot, das wir brechen – gibt es uns nicht teil an seinem Leib? Ein Brot ist es, das wir gemeinsam essen. Deshalb bilden wir alle, so viele wir sind, einen einzigen Leib. (1 Kor 10,16-17). – Auszug aus: Dietz, Friedrich, Der kam und kommen wird: Besinnliches im Alltag. Erlebnis Glaube 9. Fuldaer Schriften für Schule und Leben. Ohne Erscheinungsjahr, Seite 57.

Konflikte lösen: Ihr habt gehört, dass gesagt worden ist: Auge um Auge und Zahn um Zahn. Ich aber sage euch: Leistet dem, der euch etwas Böses antut, keinen Widerstand, sondern wenn dich einer auf die rechte Backe schlägt, dann halte ihm auch die andere hin. – Kann man dabei wirklich existieren in dieser Welt, wie sie ist? Ist das nicht Romantik? Hat das je eine Chance, zum Frieden beizutragen, die Welt zu verbessern? – Jesus sagt nicht: Wenn dich jemand schlägt, dann schlag zurück! Er sagt aber auch nicht: Wenn dich jemand schlägt, dann steck es ein, dann trag‘s geduldig und mit Ergebung! Nein, sein Wort macht keinen zum Feigling. Er sagt vielmehr: Halte ihm auch die andere Backe hin. Dazu gehört Mut! Wer so handelt, der sagt und beweist es sogleich: Ich mach den Teufelskreis des Bösen nicht mit. Ich schlage nicht zurück und bedrohe den andern nicht, aber ich gebe auch nicht nach, und ich ziehe mich nicht zurück! Ich werde nicht „um des lieben Friedens willen“ Unrecht schweigend hinnehmen, aber ich greife euch nicht zu Mitteln der Gewalt. Ich halte dich fest, und ich lasse dich erst los, wenn du nicht mehr mein Feind bist, wenn der Konflikt zwischen uns gelöst ist. Wer Gott seinen Vater nennen will, sagt Jesus, der muss auch noch im Feind seinen Bruder sehen. – Gewiss, man kann sich mit dem andern arrangieren, einen Kompromiss finden – Jesus erwartet noch mehr: Die Interessen des andern sollen zu meinen eigenen werden. Wo Menschen sagen: Wie du mir, so ich dir! Da fordert Jesus: Lass dich vom andern nicht zum Feind machen! – Wo Menschen sagen: Bis hierhin und keinen Schritt weiter! Da fordert Jesus: Spring über deinen eigenen Schatten! – Wo Menschen sagen: Geh mir aus dem Weg! Da fordert Jesus: Halte den andern fest, bis er dein Freund geworden ist! – Jesus hat in seinem Leben und in seinem Sterben dieses Wort eingelöst. Er ist der Gewalt unterlegen; er ist für die gestorben, von denen er gerichtet wurde. Seitdem gibt es in der Welt diese neue Möglichkeit, miteinander zu leben. – Auszug aus: Dietz, Friedrich, Wort zum Werktag: Zuspruch am Morgen. Erlebnis Glaube 13. Fuldaer Schriften für Schule und Leben. Ohne Erscheinungsjahr, Seiten 22-24.

Grenzen – Ach, sagte die Maus, die Welt wird enger mit jedem Tag. Zuerst war sie so breit, dass ich Angst hatte. Ich lief weiter und war glücklich, dass ich endlich rechts und links in der Ferne Mauern sah. […] Die Geschichte von der Maus ist ein Gleichnis für unser Leben. – Der junge Mensch in der Fülle seiner Möglichkeiten erfährt Mauern, Grenzen, die ihm gesetzt sind, wenigstens gelegentlich als hilfreich wie der Autofahrer bei Nacht eine Leitplanke. – […] Echte Bindungen machen das Leben im Grunde erst lebenswert. Aber sie schränken auch dieses Leben ein. Ich kann mich nicht mehr in alle Richtungen weiterentwickeln. Meine Fähigkeiten sind begrenzt; ich kann vieles nicht. Oder: Mein Geschick, meine Intelligenz reichen nicht aus. Oder: Ich sehe, was ich tun müsste, aber mein Wille ist nicht stark genug, um es zu verwirklichen. – Einem andern wird klar: Ich habe eine Gelegenheit verpasst, die nie wiederkommt, so werde ich meine Ziele also nie mehr erreichen. Ich muss mein Leben ständig vorwärts leben und kann es doch nur rückwärts verstehen… – Und wieder für einen anderen stellen sich Misserfolge ein, die nicht aufzuholen sind; Pläne müssen endgültig begraben werden; Krankheiten lassen ihn nicht mehr los, oder das Leben hat ihn in eine Richtung geführt, die er ganz und gar nicht gewollt hatte. Was gibt es da noch zu erwarten? – Jeder hat Fähigkeiten und Vorzüge als Morgengabe des Lebens empfangen, und sie zu entfalten, macht froh. Und es macht Mut, die Stärken zu leben und die Schwächen zu bekämpfen die eigenen Grenzen anzunehmen. Manchmal sind sie uns einfach im Leben mitgegeben: Charakter, Erziehung und die Situation des Lebens engen uns ein. Und es kann sein, dass daran nichts mehr zu ändern ist. Wer dann resigniert, verzichtet darauf, neue Erfahrungen zu machen. Aber wer sich den Grenzen stellt, fängt an, sie zu sprengen. – Menschen erfahren die Grenzen ihres Lebens. Bevor sie die letzte Grenze erreichen, den Tod, haben sie sich an vielen anderen gestoßen. – Ach, sagte die Maus, die Welt wird enger mit jedem Tag. Und diese langen Mauern eilen so schnell aufeinander zu, dass ich schon im letzten Zimmer bin, und dort im Winkel steht die Falle, in die ich laufe. – Gibt es kein Entrinnen? Für den Dichter Franz Kafka, der dieses Gleichnis vom menschlichen Leben erzählt hat, gibt es freilich noch eine andere Möglichkeit: „Du musst nur die Laufrichtung ändern, sagte die Katze, und fraß sie“. – Falle oder Katze – auf jeden Fall nichts mehr, aus, Ende. – Für den, der an Gott glauben kann und an Jesus, in dem dieser Gott ein Mensch geworden ist, gibt es freilich noch eine andere Alternative: Dieser Gott ist dem Menschen in seine Grenzen entgegengekommen; er hat Enge und Dunkelheit auf sich genommen und die Grenzen des Menschen zu seinen eigenen gemacht. – Wo jetzt ein Mensch ohne Erfolg bleibt, ja wo er vor Trümmern steht, wo seine Lage aussichtslos, wo seine Nutzlosigkeit offensichtlich ist und seine Schuld vielleicht untilgbar schwer – überall dort darf sich der Mensch der Liebe Gottes für versichert halten. Und selbst an der letzten Grenze, an der Grenze des Todes, ist keiner allein, weil Jesus Christus ihm auch über diese Grenze vorausgegangen ist in die Auferstehung. – Auszug aus: Dietz, Friedrich, Wort zum Werktag: Zuspruch am Morgen. Erlebnis Glaube 13. Fuldaer Schriften für Schule und Leben. Ohne Erscheinungsjahr, Seiten 69-72.

Friedrich Dietz – Ein Mensch mit Impulsen und Taten

Mit freundlicher Genehmigung entnommen aus “850 Jahre Künzell – Von der Mönchszelle zur sympathischen Gemeinde – Entwicklung eines Dorfes von 1165 bis 2015“, Hg: Gemeinde Künzell, 2015.

Friedrich Dietz: Priester – Monsignore – Autor (Dieter Wagner)

Mit freundlicher Genehmigung der Pfarrgemeinde St. Jakobus, Hünfeld.

Eine Schule fängt klein an (Jesuitenmission.de)

Mit freundlicher Genehmigung von “Jesuiten weltweit”.